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Die Seuche am Fuß

Matratzenunternehmen weist den Weg zu mehr Zuneigung und Liebe in der Welt: Das Geheimnis liegt im Schuhwerk  ■ Von Peter Ahrens

Einsamkeit. Menschen, die allein durch die Welt irren. Die abends in ein kaltes Bett steigen. Müde, verzweifelt, isoliert. Die morgens aufwachen mit nur der Zeitung als treuer Bettgenossin. Die Wohnung ist still, kein perlend Lachen durchwirkt den Raum, kein liebend Gruß ist in den Staub der Kommode gewebt. Und all das nur wegen des falschen Schuhwerks. Partnerschaft könnte so einfach sein. Dunlop Tech beweist es.

Die Firma schickt uns zwei Fotos in die Redaktion. Sie will damit nur auf den ersten Blick für ihre Lattenroste und Matratzen werben („Da die Druckempfindlichkeit des Körpers mit den Jahren zunimmt, sollte man beim Matratzenkauf darauf achten, dass die Matratze über eine hohe Punkt- und Biegeelastizität sowie über spezielle ergonomische Komfortzonen im Schulter- und Beckenbereich verfügt“) und liefert in Wirklichkeit masssive Lebenshilfe. So ist Werbung hilfreich, da ist es berechtigt, stattdessen von Verbraucherinformation im Sinne von Frau Künast („Verbraucherschutz steht bei uns ganz oben an“) zu sprechen.

Die beiden Fotos: Es handelt sich scheinbar bei beiden Aufnahmen um ein fast identisches Schlafzimmer. Scheinbar. Links grämt sich eine Frau, die gerade die Nummer der Telefonseelsorge anwählt, da sie niemanden hat außer einem Wurmfarn im Fenster, der zerlesenen TV Spielfilm und einem Pergamon-Altar im Rücken. Rechts daneben: Gut aussehende, fröhliche Menschen, die sich offenbar gefunden haben. Im Hintergrund ein Spiegel am Bett mit all den damit verbundenen Möglichkeiten, das Croissant wird in Gemeinsamkeit eingenommen, ein gut gelauntes Müsli freut sich auf den neuen Tag. Glück.

Wie kann das kommen? Wieso die beiden und die Frau nicht? Man sieht hin und merkt auf: Links stehen abgrundtief hässliche Schuhe, die im Schlafzimmer partout nichts zu suchen haben. Rechts: Barfüße. Wir lernen: Unziemliches Schuhwerk im Schlafbereich tötet die Liebe. Dunlop Tech, danke.

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