■ Urdrüs wahre Kolumne
: Hattig im Hals

Muss man es sich als älterer Herr wie beispielsweise ich oder Bullizei-Präsi Rolf Lüken bieten lassen, dass man ihm plötzlich im Arbeitszimmer ungefragt einen Pitbull wie den Kuno Böse auf die Türschwelle legt? Dann haut man doch lieber innen Sack, geht Stinte angeln und wartet gespannt darauf, ob es dem Großschnauz aus der Hauptstadt gelingt, beispielsweise den Berliner Polizeiwachtmeister Kurraß (Schützenkönig, Benno Ohnesorg) aus dem ewigen Ruhestand zurückzuholen, damit er endlich einen kongenialen Gesprächspartner am Currywurststammtisch hat, der die Botschaft „Aber ohne Darm“ versteht. Und dann „Riemen fest“ und ab ins Wendland!

Unter dem Gemüsehändler-Motto „Frisch in die Zukunft“ feiert sich die Großmarkt-Mafia jetzt mit einem „Ball der Goldenen Apfelsine“ im Marriot-Hotel und präsentiert den 400 Freibiergesichtern aus Korruption und Krämerei bei der Gelegenheit gleich zwei niedliche Großmarktmodelle für den neuen Standort im Überseehafen. „Man kann sich heute bereits von der Funktionalität und Modernität der neuen Großmarktanlage überzeugen“, heißt es dazu in der Pressemitteilung: als ob nicht jedes planerische Betrugsmanöver von Mjusicäl bis Spacepark im Modellbau bestens funktioniert und jede Investitionsruine irgendwann mal in Sperrholz schon so richtig fix und fertig wirkte ...

Apropos Großmarkt: Da hat der Josef Hattig ja inzwischen laut und fast schon kanzlermäßig „Basta“ gerülpst und Schluß der Debatte in Walle gefordert. Fatales Ergebnis: die Landbrauerei links der Weser wird in Kneipen mit größerer Flaschbier-Auswahl in Sippenhaft genommen! „Bloß kein Becks, da kommt mir der Hattig den Hals wieder hoch!“, hieß es gestern an einem Tresen unweit des Fernsehturms.

Während ich mir gegen acht Uhr morgens die Auslagen einer wohlfeilen Buchhandlung in Brill-Nähe anschaue, nähert sich ein schon oder noch ziemlich angeschickerter Herr im Zwirn des besseren Handelsvertreters, bläst mir in verschwörerischer Zutraulichkeit seinen sprittigen Atem ins Gesicht und konfrontiert mich mit der Aussage: „Was mir noch fehlt, das ist eine Unterwasserkamera, nicht zu teuer, aber auch kein Schrott.“ Weiß man im Bremer Einzelhandel um solche Wünsche vor der Ladenöffnung? Und wie kann man sich diesen Markt erschließen? Sehnse, schon wieder ein Grund für ein Gutachten mit Rechnung an die Wirtschaftsförderer!

Obwohl selbst im weiteren Sinn keine Lesbe, blättere ich gestern in der Märzausgabe des FrauenLesbenKalenders Trulla und finde dort ein Gedicht der Autorin A.K., das mir auch gender-mäßig einsichtig zu sein scheint: „du brauchst doch/keine angst/zu haben – und fortan/hatte ich/keine angst mehr – vor lauter/angst. „Gut geseufzt, Trulla!

Preisfrage: Wie heißt der Schirmherr der diesjährigen zentralen Bundesleistungsschau der Deutschen Kaninchenzüchter. Richtig. Er heißt Henning Scherf. Und hoffen wir doch, dass unter seinem Schirm und Schutz kein Fall von Kaninchenpest auftritt! Schön ist das natürlich auch für die Bremer Kleingärtner, denn nirgendwo im kleinsten deutschen Bundesland gedeiht die Hege und Pflege von Belgischen Rammlern und Deutschem Angora so gut wie auf Parzelle, und da wird der Lange jetzt den Erhalt der gewachsenen Strukturen am Waller Fleet und anderswo zur Chefsache machen. Zum Dank kann man ihn als Vegetarier dann ja leider nicht einmal zu Kaninchen in Rotweinsoße mit Apfelrotkohl einladen ...

Morgen will der gemeine Nazimann durch Vegesack gockeln, und ob das nun gleich einen Ausflugstipp für Antifaschisten hergeben muss, weiß ich nicht so recht. Vielleicht wünschen wir uns lieber einen kühl-verregneten Tag, besuchen Circus Giovanni Althoff im wohltemperierten Zelt auf der Bürgerweide, während Glatzen Grippe kriegen und immungeschwächt der Maul- und Klauenseuche zum Opfer fallen. Gibt zumindest als Anregung zu bedenken Ulrich „Gartenzwerg“ Reineking