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„Ehrlicher Fight“

Streit um Namen des neuen Bezirks Pankow geht weiter. Bezirksverordnete vertagen Entscheidung

Es sollte die „Nacht der Entscheidung“ werden im neuen Großbezirk Pankow. Doch die lang erwartete Neuabstimmung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) über den Namen des Fusionsbezirks fand vorgestern Abend nicht statt – warum?

Es lag an der 29, der Zahl des Abends im Bezirksamt in der Fröbelstraße. Diese Nummer trug das Streitthema auf der Tagesordnung. Schon als zu Beginn der Sitzung der Versuch der Grünen scheiterte, die Namensfrage als Erstes zu behandeln, waren sich die Kiebitze im Saal einig: „Det schaffen die nie!“ Sie sollten Recht behalten: Fünf Stunden lang quälte die Versammlung die Beobachter mit Abstimmungen über Schwimmbadöffnungszeiten und Protokollfragen – um sich schließlich um halb elf bei Punkt 21 auf den 28. März zu vertagen.

Im Dezember hatten die Bezirksverordneten in einer Kampfabstimmung den Namen Pankow für das Gebiet der ehemaligen Bezirke Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow durchgesetzt. Diese Entscheidung stieß vor allem im Prenzlauer Berg auf Ablehnung. Am Mittwoch standen nun zwei verschiedene Anträge auf Namensänderung auf der Tagesordnung. Sowohl die Fraktion der Bündnisgrünen als auch die der PDS wollte Pankow kippen. Doch mit unterschiedlicher Zielsetzung: Während die Grünen die neutrale Lösung „Nordost“ bevozugen, plädiert die PDS für das Wortungetüm „3. Bezirk: Pankow, Prenzlauer Berg, Weißensee“ als vorläufigen Bezirksnamen.

Wie hoch die Wellen des Namensstreits im Bezirk schlagen, zeigten kleinere Tumulte, die die Sitzung auflockerten. Noch vor Beginn übergab Philipp Guhr von Jugendinitiative Narra e. V. dem Bezirksbürgermeister 9.000 Unterschriften gegen den Namen Pankow. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem auch Petra Pau und Fernsehkoch Alfred Biolek. Applaus von der Prenzlberg-Fraktion. Von den Pankow-Befürwortern tönt es: „Geh lieber studieren!“ Später gab es vor dem Haus Aufregung, als Polizisten den Zugang zum Bezirksamt abriegeln, um die Sitzung vor „Störungen zu schützen“. Die damit gemeinten Spaßguerilla des „Freundeskreis Pankow“ hatte jedoch ihre angekündigte Gemüseschlacht längst abgesagt und in den Thälmannpark verlegt. Wenigstens die Autonomen konnten hinterher von sich behaupten, sie hätten den Mumm, den Namensstreit „in einem ehrlichen Fight“ auszufechten. DANIEL FERSCH

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