: rückblick
Helden der Maus
DER CHRISTOPH:
Christoph ist der Held meiner Kindheit. Einmal zeigte er, wie man eine eckige Weltkarte auf einen runden Globus „draufkriegt“. Er knitterte sie um den Globus: „So geht das nicht.“ Dann schälte er eine Orange und zeigte, dass die Weltkarte aussehen muss wie die Schale, die sich um die Orange wickelt. Er schnitt die Welt in die Form einer Orangenschale und legte sie auf den Globus: „Das passt“.
ANNA HOLZSCHEITER
DER MAULWURF:
Es war der süße Erdbuddler, der mit „Oohh“ und „Ahoi“ mein Herz zum ersten Mal gebrochen hat. Und das musste ich jeden Sonntagmorgen noch eine Weile mit mir rumtragen. Nämlich so lange, bis die Erinnerungen an das große Unglück des kleinen Freundes halbwegs verblasst waren. Das dauerte. Was mit 17 „Joy Division“ wurde, war mit sieben der Maulwurf: Der Auslöser der größten Traurigkeit, die man nur deshalb ertragen kann, weil man weiß: Da ist einer, dem gehts noch schlechter als mir. JUTTA HEESS
DIE STADTKINDER:
In der „Sendung mit der Maus“ wohnten die Kinder fast immer in einer Großstadt. Das befremdete mich. Ich wuchs auf dem Land auf. Der Alltag zwischen hohen Mietshäusern interessierte mich genauso wenig wie die Geschichten über die Spielzeuge, die afrikanische Kinder aus alten Coladosen herstellten, und so wartete ich ungeduldig auf die nächste Lachgeschichte. Heute ärgert es mich dagegen sehr, dass in den Wiederholungen der Muppet-Show viel mehr gesungen wird, als ich es in Erinnerung habe. Das macht auch keinen Spaß. KOLJA MENSING
DER LATEINLEHRER:
Sie war so klein, so unschuldig und genauso alt wie ich, die Maus. Meine Maus! Eines Tages aber sah ich eine Sendung darüber, wie die „Sendung mit der Maus“ gemacht wird. Ein Typ, der wie mein verhasster Lateinlehrer aussah, warf sie „mit schnellen Strichen“ auf eine Folie: Interesse verpufft, Kindheit entzaubert, besser so. Nur die Biene Maja habe ich entschieden zu lange für einen Jungen gehalten. ARNO FRANK
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