montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Ist der Kanzler noch er selbst? Gerhard Schröder? Oder steckt mehr hinter dem Blick der Macht, den wir entdecken, wenn wir ihm auf einem Foto in die Augen sehen. Hinter der Unangreifbarkeit des Augenscheins taucht ein Mensch, ein Mann auf, der verletzlich und sensibel ist. Dem die Gefühle unter die Wimpern treten, wenn er, wie geschehen, nach Frankreich fährt. Das Land der Kultur. Das Land des Essens. Das Land des O, là là! In den Pupillen der Macht spiegelt sich dann ein kleiner Junge. Schon in den Sechzigerjahren, als die Linken, zu denen leider auch ich einmal gehörte, die Macht begannen an sich zu reißen, hätte man diese Entwicklung erkennen müssen. Damals, als Gerhard Schröder jung war, noch ein Kind. Zum Spiel bereit. Bevor er den langen Marsch nach Berlin antrat. Heute kann nur Frankreich dem Kanzler die Gelegenheit geben, wieder dieses Kind der Kultur zu werden. Das ist die besondere Macht, die wir entdecken, wenn wir ein Foto vom französischen Gerhard Schröder betrachten.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufige Folge.