: Ausladung macht englische Kinder traurig
Aus Angst vor der Maul- und Klauenseuche sagen deutsche Schulen lang geplante Austauschprogramme ab
BERLIN taz ■ In drei Tagen wollten siebzehn Schüler aus Great Wyrley bei Birmingham nach Deutschland aufbrechen. Doch das Kürzel MKS vereitelte den für sieben Tage geplanten Besuch der 14- bis 17-jährigen Schüler im Weser-Gymnasium von Vlotho, der Partnerschule in Westfalen.
„Die Beunruhigung in der Bevölkerung wegen der drohenden Maul-und-Klauenseuche-Einschleppung ist beträchtlich. Ich möchte Sie daher herzlich bitten, den vorgesehenen Besuch der englischen Schüler in der Weserstadt Vlotho zu verschieben“, schrieb Heinrich Linkermann vom Kreiveterinäramt in Herford an Helmut Heinze, den Schulleiter des Weser-Gymnasiums. Der hatte sich an die Behörde gewandt und „nach den vielen Medienberichten zur MKS-Gefahr“ um Rat gefragt. Die Absage an die englischen Kollegen und Schüler von der Great-Wyrley-High-School sei ihm nicht leichtgefallen, sagte der Direktor der taz: „Fünf Jahre haben wir jetzt diese Schulpartnerschaft.“ Aber die Gefahr sei zu groß gewesen – bis auf einen würde alle Schüler in Sperrgebieten, in den so genannten „exclusion areas“ leben, die von der Seuche stark bedroht oder befallen sind. Die englische Schule selbst grenze direkt an diese Gebiete. Zwei der englischen Gastschüler sollten zudem bei deutschen Bauernfamilien wohnen.
So schrieb Heinze in einem Brief an die deutschen Gasteltern, er habe entschieden, den Besuch „zum jetzigen Zeitpunkt nicht durchzuführen“. Einen späteren Zeitpunkt jedoch kann sich Christine Bryden, die Leiterin des Schüleraustauschs an der Great-Wyrley-High-School nicht vorstellen: „Ab Mai haben wir Prüfungsperiode in ganz England, danach müssen unsere Schüler ins Betriebspraktikum“, für einen Besuch in Deutschland sei keine Zeit mehr. Das sei „eine Tragödie im wahrsten Sinne des Wortes“, sagte Bryden der taz. Sie verstehe zwar die Bedenken und Ängste der Deutsche, „aber mit dem Herzen gesprochen sehe ich einfach 17 traurige Kinder“. Die Reise nach Deutschland sei fest gebucht gewesen, der Bus gechartert. Pro Person habe man 600 Mark gezahlt, die man jetzt wohl nicht mehr zurückerhalte.
Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern hat unterdessen eine Anordnung erlassen, wonach Schulklassen bis auf weiteres nicht mehr nach Frankreich und Großbritannien reisen dürfen. Auch Schulaustauschprogramme müssen demnach wegen der Maul- und Klauenseuche auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
SEBASTIAN FISCHER
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