Skopje greift an

Makedonische Armee startet Offensive gegen Albaner bei Tetovo. Bundeswehr bereitet Einsatz von Fallschirmjägern zum Schutz der KFOR vor

TETOVO ap/rtr/dpa ■ Die makedonische Armee hat gestern eine Offensive gegen die albanischen Rebellen gestartet. Die Angriffe fänden in den Berghängen von Tetovo statt, sagte ein Armee-Vertreter. Zuvor hatten die albanischen Rebellen der makedonischen Regierung mit einer Eskalation der Gewalt gedroht, sollte sich Skopje nicht auf Verhandlungen über mehr Einfluss für die albanische Bevölkerung einlassen. Man sei zu Gesprächen bereit, hieß es in einer Erklärung von gestern. Nun müsse sich die makedonische Seite entscheiden, ob sie die Situation friedlich lösen wolle oder nicht.

Sollten Verhandlungen abgelehnt werden, „übernehmen wir keine Verantwortung für den weiteren Fortgang der Ereignisse“, ließen die Rebellen wissen. Die Erklärung wurde von der Nationalen Befreiungsarmee (UÇK), Abteilung Tetovo, unterzeichnet.

Die makedonische Regierung reagierte zunächst nicht. Präsident Boris Trajkovski hatte zuvor erneut bekräftigt, dass mit „Terroristen“ nicht verhandelt werde. Den Freischärlern warf er vor, mit „ethnischem Extremismus“ die Stabilität auf dem ganzen Balkan zu gefährden.

Der außenpolitische Repräsentant der EU, Javier Solana, sagte in Skopje, es sei ein Fehler, mit den Extremisten zu verhandeln: „Die Terroristen müssen isoliert werden.“

Bundesaußenminister Joschka Fischer warnte, wer nach einfachen Lösungen rufe, sei auf dem Holzweg. Er sagte am Montagabend, gefordert sei eine Politik der Festigkeit gegenüber den radikalen Albanern. Zugleich müsse man auch auf Reformen zu Gunsten des albanischen Bevölkerungsteils drängen.

Gestern hatte bis zum späten Nachmittag gespannte Ruhe geherrscht. Vereinzelt gab es Schießereien in den Außenbezirken Tetovos. Ortsansässige Makedonier berichteten, es habe einen Angriff von UÇK-Kämpfern gegeben.

Die Bundeswehr bereitet den Einsatz von Fallschirmjägern zum Schutz der deutschen KFOR-Einheiten auf dem Balkan vor. In Regierungskreisen hieß es gestern, dass vermutlich 140 Fallschirmjäger entsandt werden sollen. Die Mehrzahl von ihnen komme aus dem niedersächsischen Standort Varel.

Vor den Kämpfen in Makedonien sind nach UNO-Informationen fast 4.000 Albaner in die Nachbarländer geflohen, teilte ein Sprecher des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR gestern mit. Von einer Massenflucht könne aber noch keine Rede sein.