krieg in makedonien
: Desaströse Nato-Bilanz

Die Mission der UN-Friedenstruppe Unprofor Bosnien gilt gemeinhin als gescheitert. „Unfähig“, „Versager“, „Feiglinge“ – derartige Vorwürfe wurden in den Jahren 1992–95 besonders lautstark in Washington, Bonn und anderen Nato-Hauptstädten erhoben. Unterschlagen wurde, dass diese Nato-Staaten wesentliche Mitverantwortung für das Scheitern der UN trugen.

Kommentarvon ANDREAS ZUMACH

Mit den Stimmen der drei führenden Nato-Staaten USA, Frankreich und Großbritannien hatte der UN-Sicherheitsrat 1992 eine viel zu geringe Zahl schlecht ausgerüsteter Blauhelme mit einem Mandat zur Friedenserhaltung in einen Krieg geschickt. Trotz dringender Ersuchen verweigerten die Nato-Regierungen in Washington und Paris der Unprofor mehrfach Unterstützung durch Luftstreitkräfte – zuletzt in Srebrenica. Die Ausgangsbedingungen für die Nato-geführte Schutztruppe KFOR waren unvergleichlich besser: Bei ihrem Einzug ins Kosovo im Sommer 1999 herrschte dort kein Krieg mehr. KFOR hat zudem weit mehr Soldaten als Unprofor, ist wesentlich besser ausgerüstet und verfügt über ein sehr viel robusteres Mandat.

Umso schlechter fällt die bisherige Bilanz der Nato-Schutztruppe aus. Oberste Richtschnur fast aller nationalen KFOR-Kontingente ist bis heute der Schutz der eigenen Soldaten. Die albanische Guerilla UÇK wurde nicht konsequent entwaffnet und entmachtet. Die KFOR ließ zu, dass in den ersten anderthalb Jahren ihres Einsatzes rund 180.000 nichtalbanische BewohnerInnen des Kosovo vertrieben wurden. Wie der deutsche General Klaus Reinhardt bezeugt, wurden potenziell riskante Einsatzbefehle von KFOR-Oberkommandierenden fast immer verweigert – mit Verweis auf anders lautende Weisungen aus den jeweiligen Nato-Hauptstädten.

So konnte es geschehen, dass KFOR anderthalb Jahre lang den Aufbau einer neuen Infrastruktur und Logistik zur Unterstützung und Versorgung albanischer Extremisten in Südserbien und Makedonien durch die UÇK zuließ. Mit der Wiederzulassung jugoslawischer Truppen in Teilen der Pufferzone goss die Nato-Schutztruppe zusätzliches Öl ins Feuer. Das vorerst letzte Debakel ist die Weigerung oder Unfähigkeit der KFOR, die Grenzen zwischen Kosovo und Makedonien zu kontrollieren und den Nachschub für die albanischen Extremisten zu unterbinden. Angesichts dieser desaströsen Bilanz der KFOR sollte die negative Beurteilung der Unprofor dringend revidiert werden.

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