Offensive bei Tetovo

Makedonische Armee beschießt albanische Kämpfer. Zwei Zivilisten in Tetovo getötet. EU ruft zu Gewaltverzicht und Dialog in Makedonien auf

TETOVO ap/afp/dpa ■ Nach rund 24 Stunden trügerischer Ruhe sind die Kämpfe rund um die makedonische Stadt Tetovo gestern neu entbrannt. Nach dem Ablauf des Ultimatums an die albanischen Freischärler starteten die Sicherheitskräfte eine neue Offensive. In den Bergen der Umgebung war Granatfeuer zu hören. Sicherheitskräfte teilten mit, die Rebellen hätten sich weit gehend kampflos zurückgezogen. Die Streitkräfte hätten Waffen beschlagnahmt und Dutzende Terroristen festgenommen, hieß es.

Allem Anschein nach zogen sich die Freischärler jedoch nicht zurück: Die Nachrichtenagentur Beta berichtete von Kämpfen nahe Tetovo, die Positionen der Rebellen waren dem Bericht zufolge noch besetzt.

Im Zentrum von Tetovo erschoss die Polizei nach Augenzeugenberichten zwei Zivilisten, die offenbar einen Anschlag auf einen Polizeistützpunkt verüben wollten. Gestern Morgen wurde ein makedonischer Polizist bei einem Angriff albanischer Rebellen an einem Kontrollpunkt westlich der Hauptstadt Skopje schwer verletzt, wie der Fernsehsender A1 unter Berufung auf die Polizei berichtete.

Bereits in der Nacht zu gestern hatte der makedonische Präsident Boris Trajkovski ein einseitiges Waffenstillstandsangebot der Rebellen zurückgewiesen. Er erklärte, seine Regierung werde die Freischärler „neutralisieren und eliminieren“. Danach solle ein politischer Dialog zwischen allen legitimierten politischen Parteien beginnen.

Unterdessen riefen Spitzenpolitiker der EU in Skopje zu Gewaltverzicht und Dialog in Makedonien auf. Die EU-Ratspräsidentin und schwedische Außenministerin Anna Lindh sagte, „wir würden gerne einen breiten politischen Dialog zwischen allen gewählten Repräsentanten in Mazedonien sehen“. Sie betonte „die klare Unterstützung“ der EU für ein demokratisches und multi-ethnisches Makedonien.

Lindh war gestern mit dem EU-Beauftragten für Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, Außenkommissar Chris Patten und dem belgischen Außenminister Louis Michel nach Skopje gekommen. Lindh kündigte an, Schweden werde sein Kontingent für die Kosovo-Friedenstruppe KFOR um 200 Infanteristen verstärken. Damit solle die Fähigkeit der Truppe erhöht werden, Infiltrationsversuche aus dem Kosovo zu unterbinden.

Wegen der Kämpfe sind nach Angaben des Roten Kreuzes Tausende auf der Flucht. Allein in Skopje habe das DRK 6.000 Menschen registriert, hieß es gestern.

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