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die nacht der oscarsZügig abgewickelte Filmpreise in Los Angeles

Ein „Wkrstksft!“ für Pro 7

Der Oscar ist wieder der Alte. Hatte die Academy im letzten Jahr mit Preisen für „American Beauty“ und das Transsexuellendrama „Boys don't cry“ noch einem verschwurbelten Identitätenkarussell geglichen, so besorgte diesmal der Sandalenfilm die Restauration alter Hollywoodherrlichkeit. Im ehrlichen Kampf Mann gegen Mann bekam Ridley Scotts „Gladiator“ die Oscars für den besten Film und den besten Hauptdarsteller (Russell Crowe), Fachleutekram wie Ton und Spezialeffekte sicherten den Hauptgewinn.

Dass es für Ang Lees „Tiger and Dragon“ nur zum besten nicht englischsprachigen Film reichen würde, hatte man sich ausmalen können. Insgesamt gab es vier Oscars für das Martial-Arts-Epos, unter angebrachter Berücksichtigung von Kamera und Musik.

Um keinem wehzutun, erhielt Steven Soderbergh den wichtigen Regiepreis für „Traffic“. Immerhin: ein Drogenfilm, politisch zumal. Sein Nebendarsteller Benicio del Toro, ebenfalls für „Traffic“ ausgezeichnet, nutzte denn auch die Gelegenheit, seinen Preis den Menschen am amerikanisch-mexikanischen Drehort zu widmen. Ansonsten herrschte bei den Darstellerpreisen gähnende Langeweile: Wer will bei Profis wie Julia Roberts (beste Hauptdarstellerin in „Erin Brokovich“) noch feststellen, ob die Freude über den ersten Oscar echt oder gespielt ist? Kann sie das selbst?

Schwerwiegender war allerdings die mangelnde Skandalfähigkeit des Vier-Stunden-Events. Soderbergh, gleich für zwei Filme nominiert, hätte einen mexikanischen Grenzflüchtling mit Nadel im Arm auf die Bühne schicken können, das Publikum hätte ergriffen gejohlt. Die Zauberwaffe hieß Steve Martin, der dieses Jahr den melancholisch witzelnden Moderator Billy Crystal ablösen durfte. Seine aggressive Ironie sprach von einer hohl drehenden Selbstreferenzialität, die Hollywood demnächst den Garaus machen dürfte. Es ließ sich locker an: „Crouching Tiger, Hidden Dragon? – Klingt wie etwas, das Siegfried und Roy im Urlaub machen.“

Nur gelegentlich schienen die Lacher vom Band zu kommen. Aber dann trat Björk in einem Schwanenkostüm auf und sang ihren Song aus „Dancer in the Dark“, dass man vor dem Fernseher kniete und weinte. Und was höhnt ihr der hassenswerte Martin hinterher? „Schön, dass sie wieder arbeitet – nach ihrem verheerenden Prozess!“ Den Preis für den besten Song gewann Bob Dylan, der Hollywood via Liveschaltung aus Australien einen supersinistren Blick zuwarf und sich mit kratzigem Organ bedankte. Die schönsten Momente bei den Oscars 2001: das erstaunlich ironiefreie Gedenken an die Branchentoten und die Lifetime Awards etwa für den Überproduzenten De Laurentiis.

Deutschland und Pro 7 durften sich derweil über einen deutschen Kurzfilmpreisträger freuen: für Florian Gallenberger, der schon im letzten Jahr den Studenten-Oscar bekam. Susann Atwells Kommentar zu „Quiero Ser“, seinem Film über zwei mexikanische Straßenkinder: „Der hat mal bei Pro 7 gearbeitet!“ Das ist großes Kino. Doch der Glanz der Stars, merkwürdig, im deutschen „Countdown“ war er greifbarer als bei den Kollegen der ABC und selbst der großen Gala – weil der Glamour von Catherine Zeta-Jones oder Jennifer Lopez offenbar erst im Abstand zu einem Pro 7-Moderator entsteht. Und so waren die Auftritte am roten Teppich das einzig wirklich Echte an diesem Abend. „Mister De Vito, können Sie etwas auf Deutsch sagen?“ – „Wkrstksft!“

PHILIPP BÜHLER

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