„Von den Grünen ist nichts mehr zu erwarten“

Sascha Bhattacharyya hat mit seiner Betonaktion den Castor 19 Stunden lang aufgehalten. Ein Held des Wendlands will er aber nicht sein

taz: Wie geht’s dir jetzt, 24 Stunden nach eurer Aktion?

Sascha Bhattacharyya: Gut! Obwohl es alles noch total unwirklich ist. Wir hätten nie gedacht, dass die Aktion so erfolgreich ist und wir dann so im Mittelpunkt stehen.

Woher hast du den Mut genommen?

Besonders motiviert hat mich unsere rot-grüne Bundesregierung. Es ist endgültig klar: Wir können uns nur noch auf uns selbst verlassen. Von der Politik und den Grünen ist nichts mehr zu erwarten.

Hattest du keine Angst?

Ein bisschen, vorher. Aber schwieriger war, dass ich nicht einmal mit meinen engsten Freunden darüber sprechen konnte, was wir vorhaben – weil wir observiert wurden, mussten wir sehr vorsichtig sein.

Und während der Aktion, gab’s da einen kritischen Moment?

Unsere größte Angst war, dass wir gar nicht erst zu den Gleisen kommen, dass die ganze Aktion in einer halbe Minute vorbei ist. Und dann die ersten zehn Minuten, dass die Polizisten überreagieren und prügeln oder so. Aber die haben sich korrekt verhalten und uns sogar Respekt erwiesen.

Das Timing war ja perfekt: Der Castor stand 800 Meter vor euch.

Das war fast Zufall, wir wussten vorher gar nicht, wo er genau war. Aber als wir ihn dann gesehen haben, waren wir völlig aus dem Häuschen. Denn das Ziel heißt ja: den Castor stoppen. Und jetzt stand er da. Als dann die Nachricht kam, dass er zurückfahren musste – das war schon ein Supergefühl! Da wurde uns erst klar, was wir bewirkt haben. Ich denke – obwohl der Transport natürlich letztendlich durchgekommen ist: Das war eine Riesenniederlage für die Atomlobby und die Politik.

Aber ab da musstet ihr noch weitere sieben Stunden durchhalten.

Ja, wir hatten wir nicht damit gerechnet, dass es so lange dauert. Ehrlich gesagt, wenn ich das Schloss selbst hätte öffnen können, hätte ich wohl nicht durchgehalten.

Du bist ein Held des Wendlands.

Das will ich auf keinen Fall sein. Ich denke, dass die Aktion Mut gemacht hat – mir auch – weiterzumachen, sich immer wieder quer zu stellen. Aber ganz klar, ein bisschen bin ich auch stolz auf unsere Gruppe.

Interview: HEIKE DIERBACH