zahl der woche: Überflieger aus Seattle
Boeing tritt mit superschnellem Flugzeug gegen Airbus an
Nicht immer größer, sondern schneller, höher, weiter: So sieht der amerikanische Traum vom Fliegen aus.
Der US-amerikanische Flugzeugbauer Boeing präsentierte gestern seine Planungen für ein neues Modell namens „Sonic Cruiser“ und rief in gewohnter Bescheidenheit eine Revolution der Überflieger aus: Das geplante neue Modell der Firma werde die Luftfahrt „so dramatisch verändern wie die Entwicklung des Düsenjets“, sagte Boeing-Chef Alan Mulally. Mit Deltaflügeln am Heck und kleinen Leitflügeln am Bug, zwei Triebwerken und fast Schallgeschwindkeit (0,95 Mach, etwa 1.000 Kilometer pro Stunde) wollen die Amerikaner kaum ein Jahr nach der Explosion der Concorde in Paris eine abgespeckte Version des Turbofliegers bauen. Die Entwicklungskosten schätzen Experten auf etwa 10 Milliarden Dollar. Bis 2008 will Boeing mit der Serienproduktion des Flugzeugs beginnen.
Anders als sein europäischer Konkurrent setzt der amerikanische Konzern nicht mehr auf schiere Größe: Der Super-Jumbo 747 X, den Boeing als Alternative zum Super-Airbus A 380 geplant hatte, wird zurückgestellt, weil sich keine Interessenten fanden. Dafür soll der „Sonic Cruiser“, der wie eine Kreuzung aus Space Shuttle und Concorde aussieht, 200 bis 300 Passagiere befördern und mit 16.000 Kilometern Reichweite die Flugzeiten um 15 bis 20 Prozent verringern. Ein Flug zwischen Frankfurt und Los Angeles wäre um zwei Stunden kürzer als bisher. „Unsere Kunden wollen dieses Flugzeug“, sagte Mulally. Er meinte damit die Fluglinien und nicht die Passagiere. Von mehr Beinfreiheit ist bei der Revolution am Himmel nicht die Rede.
Die Flüge sollen nicht nur schneller sein, sondern in einer Höhe von 13.000 Metern auch Turbulenzen vermeiden. Außerdem preist Boeing das Flugzeug als ökologischen Fortschritt, weil es beim Landen und Starten leiser sein soll als bisherige Modelle. Doch ein Ökomodell ist der flotte Flieger wohl kaum: Denn in den großen Höhen wirken die Abgase der Maschine weitaus aggressiver auf die Atmosphäre als in niedrigen Flugbahnen. Und für den schnelleren Flug muss mehr Treibstoff verbrannt werden. Schon die Concorde war berüchtigt für ihren Kerosindurst: Bei doppelter Schallgeschwindigkeit schluckte der Donnervogel pro Stunde 25.600 Liter.
BERNHARD PÖTTER
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