: ein land in der sozialen krise
Armut, Schattenwirtschaft, Luxusnischen für die Reichen
„Algerien geht es gut“, heißt es immer wieder von offizieller Seite. Die hohen Erdölpreise im letzten Jahr haben die Einnahmen auf 20 Milliarden Dollar hochschnellen lassen. Die Staatseinnahmen übertreffen die Ausgaben um 100 Prozent. Die Inflationsrate ist auf 0,9 Prozent zurückgegangen.
Doch die Bevölkerung hat nur wenig davon. In den zehn Jahren der politischen Krise stieg die Arbeitslosigkeit von 23 Prozent (1993) auf knapp 30 Prozent (1997). Auch die Mittelschicht verarmt zusehends. Wer ein technisches oder wissenschaftliches Studium abgeschlossen hat, versucht in Europa oder in Kanada Karriere zu machen.
Heute lebt jeder Dritte unter der Armutsgrenze. Alleine rund um die Hauptstadt Algier leben 200.000 Menschen in Elendssiedlungen.
Am anderen Ende der sozialen Leiter werden die Reichen immer reicher. Neben den hohen Funktionären in Staat, Armee und Wirtschaft ist in den Jahren der Krise eine neue Oberschicht entstanden. Zu ihr gehören all diejenigen, die eine Nische in der hochgradig spekulativen Wirtschaft gefunden haben. Mangels eigener Produktion wirft der Grauimport von Gütern des täglichen Bedarfs hohe Gewinnspannen ab. Das Land zählt 400.000 Importeure gegenüber gerade einmal 400 Exporteuren.
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