: Petra Roth siegt am Main
Die CDU-Frau bleibt zwar Oberbürgermeisterin von Frankfurt, fährt in derStichwahl aber ein schlechtes Ergebnis ein. CDU strebt eine große Koalition an
FRANKFURT taz ■ Frühling in Frankfurt am Main, die Sonne lacht. Petra Roth (58) kaum. Gestern Abend stand fest, dass die Amtsinhaberin nur mit einem knappen Vertrauensvotum der BürgerInnen Oberbürgermeisterin der Mainmetropole bleibt. Sie gewann die Stichwahl gegen ihren Herausforderer, den SPD-Mann Joachim Vandreike, nur knapp mit etwa 52 Prozent. Der Herausforderer lag in der Stichwahl mit 47 Prozent dicht hinter ihr. Vor zwei Wochen, am 18. März, hatte sie sich gegen ihn und die Konkurrenten von Grünen und FDP mit 48,6 Prozent zufrieden geben müssen und die eigentlich sicher erwartete absolute Mehrheit verfehlt.
Auch diesmal gingen nur wenige der 420.000 wahlberechtigten FrankfurterInnen an die Urnen. Hatte die Wahlbeteiligung zur Kommunalwahl vor zwei Wochen noch 45,9 Prozent betragen, sackte sie gestern noch einmal auf etwa 36 Prozent ab.
Die gelernte Arzthelferin Roth hat bereits harte Koalitionsverhandlungen angekündigt. Sie würde sich vermutlich aber am liebsten in einer großen Koalition mit der SPD zusammentun, deren linker Flügel allerdings von der „Schwarzgeldpartei“ nach einem aufgekündigten Kooperationsbündnis nichts mehr wissen will. Vandreike hatte für einen Mehrparteienmagistrat mit CDU, SPD, Grünen und der FDP plädiert. Die Grünen wiederum forderten auch eine Einbeziehung der neu hinzugekommenen kleinen Gruppierungen.
Roth hatte sich in den vergangenen Jahren immer wieder vorwerfen lassen müssen, die Stadtpolitik stagniere unter ihrer Regierung. Sie sei zu oft abwesend, repräsentiere lieber außerhalb. Allerdings sprach sie die Mentalität der Frankfurter eher an als ihr Stellvertreter Vandreike – Roth hatte sich die Sympathie der Bevölkerung bei Bier- und Volksfesten und Karnevalsumzügen wesentlich besser erobern können. Sie gilt als sozial und warmherzig. Gemeinsame Wahlkampfauftritte und Fernsehduelle scheute die schlagfertige Frau mit den damenhaften Kostümen und der rauchigen, lauten Stimme deshalb nie. Roth signalisierte auch schon vor der Stichwahl Selbstbewusstsein in Richtung SPD und erhob für die Zeit nach der Wahl Anspruch auf eines von deren bisher drei Dezernaten. HEIDE PLATEN
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