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Gewerkschaftlicher Spaltpilz

■ Pinneberger Unternehmen will lieber mit ver.di als mit IG Metall über Tarif reden

Mit einem Warnstreik haben gestern rund 80 MitarbeiterInnen der Firma Yageo in Pinneberg für den Abschluss eines Anerkennungstarifvertrages für das Unternehmen gestreikt, der nach der Verlagerung des Betriebes nach Elmshorn in Kraft treten soll. Der Konzern möchte lieber mit der neuen Megagewerkschaft ver.di als mit der IG Metall, die den Streik organisiert hat, verhandeln.

Der international operierende taiwanesische Konzern Yageo hatte im Vorjahr Teile von Philipps und die Deutsche Vithrom gekauft, zu dem das Produktionswerk für elektronische Widerstände in Pinneberg gehörte. Nun ist die Produktion nach Portugal, Korea und Taiwan verlagert worden, die 90 MitarbeiterInnnen sollen nach der Verlagerung des Betriebes nur noch für Logistik zuständig sein, um der Elektronik den Stempel „Yageo – Made in Europe“ aufdrücken zu können.

Nachdem für die Verlagerung nach Elmshorn im Interessenausgleich eine Besitzstandsgarantie in Höhe von sechs Millionen Mark vereinbart worden ist, will die IG Metall nun eine Haustarifvertrag abschließen, in der die Tarif-Normen im Bezirk Küste festgeschrieben werden. Obwohl die ver.di in dem traditionellen Metallbetrieb keine Mitglieder hat, möchte Yageo aber lieber mit dem Megaverband verhandeln. Begründung: Logistik hat mehr etwas mit Groß- und Außenhandel zu tun als mit der Elektroindustrie. Hintergrund: In diesem Bereich, der früher von der Gewerkschaft Handel Banken und Versicherungen HBV – heute eine der ver.di-Gewerkschaften – sind aufgrund mangelnden Organisationsgrades die Tarifvereinbarungen deutlich schlechter.

Doch die Gewerkschaften haben sich geeinigt, den „Spaltungsversuch“ zurückzuweisen. „Zuständigkeiten treffen die Gewerkschaften untereinander und nicht das Unternehmen“, so IG Metall-Unterelbe-Chef Uwe Zabel. Dies dokumentierte auch gestern der örtliche ver.di-Sprecher Robert von Virag: Er überbrachte eine Solidaritätsadresse an die Warnstreikenden. Für Freitag hat das Unternehmen nun „unverbindliche Gespräche ohne jede Präjudiz“ angeboten.

„Wir führen auch gerne mal unverbindliche Gespäche“, sagt Zabel, „aber der Warnstreik hat gezeigt, wir wollen einen rechtsverbindlichen Tarifvertrag.“

Kai von Appen

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