: Musik liegt im Netz
Drei der fünf weltgrößten Musikkonzerne gründen Joint Venture zum Vertrieb von Musik via Internet
BERLIN taz ■ Bertelsmann, EMI und AOL Time Warner machen im Kampf um die Vorherrschaft beim Internet-Musikvertrieb mobil. Die drei Medienriesen wollen gemeinsam mit dem Software-Hersteller Real Networks ein Gemeinschaftsunternehmen zur Vermarktung von Musikrechten gründen. Das Joint Venture mit dem Namen „Musicnet“ soll Lizenzen für sämtliche Titel aus den Katalogen der drei Plattenmultis vergeben. Lizenzierte Online-Dienste können die Stücke dann legal über das Internet an ihre Kunden weiterverkaufen. Musicnet soll dabei sowohl als technische Plattform als auch als zentrale Abrechnungsstelle fungieren. Die drei Musikkonzerne sollen je 20 Prozent an MusicNet, Real Networks aus kartellrechtlichen Überlegungen die übrigen 40 Prozent erhalten.
Betroffen von der Allianz der Konzerne, die etwa 40 Prozent des internationalen Musikmarktes abdeckt, ist auch die umstrittene Musiktauschbörse Napster. Das Unternehmen hat nach Bertelsmann-Angaben bereits die Zusage, zum 1. Juli eine Lizenz von Musicnet zu erhalten – am gleichen Tag soll aus der Gratis-Tauschbörse ein kostenpflichtiger Abodienst werden. Ein Bertelsmann-Sprecher bezeichnete die geplante Zusammenarbeit mit Musicnet gestern als den „Durchbruch für Napster“.
Tatsächlich könnte die Kooperation für Napster überlebenswichtig werden: Einerseits ist sie ein entscheidender Schritt für die Legalisierung des Dienstes. Andererseits zieht der Bertelsmann-Konzern, der mittlerweile eine Option auf die Mehrheit an Napster hat, durch das geplante Joint Venture seine Konkurrenten AOL Time Warner und EMI auf seine Seite. Wegen der geplanten Musicnet-Allianz hoffen die Bertelsmänner, dass die Unternehmen ihre Klagen gegen Napster zurückziehen, die in den USA wegen Urheberrechtsverletzungen anhängig sind.
Dann blieben nur noch die Konkurrenten Sony Music und Universal als Kläger übrig. Eine Beteiligung dieser beiden Unternehmen an Musicnet ist zunächst nicht zu erwarten. Sie hatten bereits letzten Sommer gemeinsam mit Vivendi einen eigenen Musikdienst mit dem Namen „Duet“ angekündigt. Das Trio, das etwa 45 Prozent des Marktes abdeckt, will ebenfalls noch in diesem Jahr mit eigenen Angeboten ins Netz gehen. Denkbar wäre aber auch ein Austausch der Titelrechte zwischen Duet und Musicnet. Das wäre die legale Basis für 85 Prozent aller Musik im Internet. JENS UEHLECKE
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