: Nächster Castor-Alarm droht
Atombetreiber stellen Antrag auf zweiten Transport in diesem Jahr. 30 Züge bis 2011
SALZGITTER rtr/taz ■ In das Zwischenlager Gorleben soll nach dem Willen der Stromwirtschaft noch in diesem Jahr ein zweiter Atommülltransport aus Frankreich rollen. Unmittelbar nach dem von heftigen Protesten begleiteten Castor-Transport in der vorigen Woche hat das Bundesamt für Strahlenschutz nach eigenen Angaben einen weiteren Antrag vorliegen. „Die Transportfirma Nuclear Cargo + Service (NCS) hat für dieses Jahr erneut eine Transportgenehmigung für sechs Castor-Behälter mit Atommüll aus der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague beantragt“, bestätigte gestern ein Sprecher des Bundesamtes.
Vorige Woche war nach vierjähriger Pause wieder ein Castor-Transport nach Gorleben gebracht worden. Insgesamt sollen nach den Plänen der Atomwirtschaft bis 2011 etwa 160 Castoren in 30 Transporten ins Zwischenlager Gorleben rollen. Bis 2004 wollen die AKW-Betreiber jedes Jahr zwei Transporte, danach jährlich drei Züge mit dem Atommüll aus La Hague und Sellafield ins Wendland schicken.
Für die Entscheidung würden auch die Vorbehalte von Niedersachsens Innenminister Heiner Bartling (SPD) gegen einen zweiten Transport in diesem Jahr geprüft, sagte der Sprecher des Bundesamtes. Nach Ansicht des Innenministers ist ein weiterer Großeinsatz von Polizei und Bundesgrenzschutz frühestens im nächsten Jahr verkraftbar. Allein in der Region Gorleben wurden vorige Woche mehr als 18.000 Beamte eingesetzt. Das Land war an den Kosten für den Polizeieinsatz von etwa 120 Millionen Mark mit rund 23 Millionen Mark beteiligt. Rund 10.000 Atomkraftgegner beteiligten sich an den Protesten. Gleisblockaden und spektakuläre Ankettungsaktionen hielten den Transport auf der Bahnstrecke Lüneburg–Dannenberg fast einen Tag lang auf.
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