piwik no script img

Bremerhaven: Investoren zeigen Flagge

■ Oberbürgermeister Jörg Schulz stellte Investoren für das historische Stadtgebiet „Alter/Neuer Hafen“ vor: „Ocean Park“ ist tot, es leben Flanier-Einkaufsmeilen, Hotel und „Erlebniswelten“

In Fleisch und Blut“ seien sie da, die Investoren, unterstrich Bremerhavens Oberbürgermeister Jörg Schulz. Auch der Bremer Wirtschaftssenator Josef Hattig war nach Bremerhaven gekommen, um auf einer gemeinsamen Pressekonferenz allen Skeptikern zu demonstrieren: Was die Köllmann-Planer nicht zustande gebracht haben, wird unter kommunaler Regie gelingen. Das historische Gebiet „Alter/Neuer Hafen“, derzeit eine Brache zwischen der City Bremerhavens und der offenen Weser-Mündung, soll ein attraktives Stück Stadt werden. „Ocean Park“ heißt das Projekt nicht mehr, „Erlebniswelten“ ist der neue Arbeitstitel, eine neue „Dachmarke“ wird noch gesucht.

Die Investoren, die sich gestern öffentlich vorstellten, haben noch nichts unterschrieben, aber sie wollen gemeinsam „den Planungsprozess vorantreiben“, wie der Jurist Schulz formuliert – nicht mehr und nicht weniger. Die Zechbau-Gruppe will ein Hotel am Meer bauen, die Bremerhavener Dieckell-Vermögensverwaltung will in ein „Qualitäts-Einkaufszentrum“ investieren, die Albrecht-Gruppe (Walle-Center) will ein „Mediterraneum“ realisieren, eine „überdachte Erlebnismeile“ mit Gastronomie, Veranstaltungen und Einzelhandel. Daneben soll es Wohnungen „in maritimer Top-Lage“ geben, eine Marina und Büros für Technologie-Unternehmen.

Zur „maritimen Erlebniswelt“ wird die derzeitige Stadt-Brache, weil die Hamburger Petri & Tiemann-GmbH nach dem erfolgreichen Modell ihres Bremer „Universums“ ein „Klimahaus“ betreiben will. Die französische Gesellschaft „Nausicaa“, die sich durch ihr modernes Großaquarium in der Normandie (Boulogne sur Mer) weltweit einen Namen gemacht hat, will mit einem großen Aquarium dabei sein – mit einem Klein-Aquarium ist Nausicaa schon im Fischereihafen präsent.

Der Bau der „Attraktionen“ wird aus den 500 Millionen Mark Infrastrukturmitteln finanziert, die Stadt und Land für den Ocean Park bereitgestellt hatten. Wie „groß“ die Attraktion wird, entscheiden die Unternehmen selbst, „Traumschlösser“ der Planung soll es nicht mehr geben. Und Wirtschaftssenator Josef Hattig will mit den Bremer Wirtschaftsförder-Geldern dafür sorgen, „dass die Unternehmer insgesamt bei Laune bleiben“.

In Boulogne hat sich Schulz selbst umgesehen: „Ein wunderbares Aquarium“ hat er da gefunden, das nicht nur die Meerestiere zeigt, sondern auch „eine spannende Geschichte dazu erzählt“. Allerdings bleiben „eine Reihe schwieriger Fragen“ – etwa die, wie die Bremerhavener City die neuen Einkaufsmeilen verträgt – „noch zu lösen“, meinte der Oberbürgermeis-ter.

Er selbst ist davon überzeugt, dass die Stadt ein „qualitativ höherwertiges Einzelhandelsangebot“ braucht, um mehr Käuferinnen und Käufer aus der Region anzulocken. Zu dem Verdacht, dass es doch auf „Factory Outlet“-Angebote hinausläuft, weil die Investoren damit die Käufer leichter locken können, will Schulz „zu diesem Zeitpunkt nichts sagen“. K.W.

Unser Foto aus „ www.nausicaa.fr “ zeigt eines der vorgeschichtlichen Wesen aus 2.000 Metern Tiefe, die in Boulogne sur Mer derzeit zu bestaunen sind.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen