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Die Rückkehr des Grauens

Auferstanden aus Perus finsteren 80er-Jahren, kommt Expräsident Alan García in die Stichwahl

von INGO MALCHER

In seinen Wahlspots lässt er sich lieber bei seinem Vornamen nennen, und bei seinen Auftritten zeigt er, dass er trotz neunjähriger Zwangspause von der Politik sein Redetalent nicht verloren hat. Alan García, Präsident Perus von 1985 bis 1990, hat bei den Wahlen am Sonntag für einen Überraschungscoup gesorgt: Er kommt in die Stichwahl.

Ein wichtiger Grund dafür ist sicherlich, dass er als Einziger noch über eine intakte Parteiorganisation verfügt. Seine 1924 gegründete APRA ist die einzige Partei, die das Fujimori-Jahrzehnt überstanden hat.

García ist noch immer ein geschickter Politiker. Er hat die gängige Wirtschaftspolitik kritisiert und mit dem Thema genau den Nerv der Peruaner getroffen, die sich Sorgen darüber machen, wie es mit dem Land weitergeht. Dabei vermied es García, eigene Vorschläge zu machen.

Vielleicht besser so, weil das Erinnerungen an seine Amtszeit als Präsident Perus von 1985 bis 1990 hätte wach werden lassen können. In dieser Zeit kletterte die Inflationsrate in dem Land zuweilen auf 7.000 Prozent, und die Wirtschaft kam zum vollkommenen Stillstand. García scheiterte mit seinem Vorhaben, das Bankensystem zu verstaatlichen. Bei diesem Versuch flüchteten viele internationale Kreditgeber aus dem Land.

Als im Jahr 1986 die Sozialistische Internationale in Lima tagte, probten Gefängnisinsassen in Lima und der nahe gelegenen Hafenstadt Callao den Aufstand, um gegen ihre Haftbedingungen zu protestieren. Die Armee griff mit Panzerabwehrraketen an und erdrückte den Aufstand auf brutale Weise. Zirka 250 Gefangene kamen ums Leben, viele davon wurden mit Pistolenschüssen ermordet, nachdem sie sich schon ergeben hatten. Garcías Amtsjahre waren auch die Hochzeit der blutigen Attentate der maoistischen Guerilla „Leuchtender Pfad“.

Im Jahr 1990 folgte der politische Nobody Alberto Fujimori García im Präsidentenamt und klagte ihn wegen Korruption an. Nur um Haaresbreite gelang García die Flucht, als Soldaten ihn in seinem Haus festnehmen wollten. Im Jahr 1992 beantragte er politisches Asyl in Kolumbien, wo er die vergangenen Jahre lebte, immer wieder mit Zwischenaufenthalten in Paris.

García ist heute 51 Jahre alt und hat eine klassische Oberschichtkarriere hinter sich. In Peru studierte er Literaturwissenschaften und Jura, um danach in Madrid den Doktortitel zu machen. Anschließend besuchte er Soziologievorlesungen in Paris, kehrte 1979 nach Peru zurück und ging in die Politik.

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