: Monarch mit Machtwillen
Der bulgarische Exkönig Simeon II. kandidiert bei den bulgarischen Parlamentswahlen
Alle diejenigen, die seine politischen Ambitionen für einen Witz gehalten hatte, belehrte der Exkönig von Bulgarien, Simeon II., am vergangenen Wochenende eines Besseren. Der 63-Jährige kündigte an, bei den Wahlen am 17. Juni für einen Sitz im bulgarischen Parlament kandidieren zu wollen. Für einen erfolgreichen Ausgang des königlichen Manövers soll dabei die von ihm gegründete Partei „Nationale Bewegung Simeons II.“ sorgen. „Ich tue dies, um meine historische Schuld gegenüber Bulgarien zu sühnen, und das zu einer Zeit, die für meine Heimat und mich entscheidend ist“, sagte Simeon in Sofia vor einer begeisterten Menge, deren euphorischste Vertreter vorher einige Schaufenster hatten zu Bruch gehen lassen.
Mit sechs Jahren wurde Simeon II. zum König von Bulgarien gekrönt. Als die Kommunisten an die Macht kamen und die Monarchie per Referendum abschafften, ging die Familie 1946 ins Exil, erst nach Ägypten und Marokko, dann nach Spanien, wo sie 1951 Asyl erhielt. Dort studierte Simeon II. Volkswirtschaft und etablierte sich bald als erfolgreicher Geschäftsmann.
Seit 1996 bereist der Exkönig, der mit der spanischen Aristokratin und Bankierstochter Margarita Gómez-Acebo verheiratet ist, wieder regelmäßig seine alte Heimat. Gerüchte, er wolle sich in die Niederungen bulgarischer Politik begeben, gibt es schon lange. Einen vorläufigen Dämpfer erhielten Simeons Bemühungen im vergangenen Februar. Da entschied das bulgarische Verfassungsgericht, dass Kandidaten mindestens fünf Jahre vor den Präsidentenwahlen ständig in Bulgarien gelebt haben müssen, um sich um das höchste Staatsamt bewerben zu können – somit Simeons Kandidatur nicht in Frage komme.
Doch ein Sitz im Parlament täte es wohl auch. Und den will sich Simeon mit einem Programm erkämpfen, das so einfach wie griffig ist: Kampf gegen Armut und Korruption sowie verstärktes Engagement ausländischer Investoren. Von einem grundlegenden Wandel innerhalb von 800 Tagen im Leben der Bulgaren ist die Rede.
Vorwürfe, seine neue Partei sei ein Sammelbecken monarchistischer Nostalgiker, kanzelte Simeon gleich ab: „Die Monarchie steht nicht auf der Tagesordnung unserer Bewegung. Es gibt wichtigere Prioritäten für das Land. Dies ist eine Bewegung für alle Menschen, keine royalistische Bewegung.“
Simeons Message kommt beim Volk, das vom demokratischen Wandel enttäuscht ist, an. Laut jüngsten Umfragen des Gallup-Instituts wollen 45,8 Prozent der Befragten für die Nationale Bewegung des Exkönigs stimmen. BARBARA OERTEL
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen