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Pech für Möllemann

FDP-Chef Westerwelle und Generalsekretärin Pieper sind sich einig: Dieser Mann soll nicht Kanzlerkandidat werden

BERLIN rtr ■ Über die Aufstellung eines FDP-Kanzlerkandidaten bahnt sich eine Machtprobe zwischen dem designierten Parteichef Guido Westerwelle und Nordrhein-Westfalens Landesvorsitzendem Jürgen Möllemann an. Einen Tag nachdem der künftige Parteichef seinem Rivalen das Amt eines Stellvertreters angeboten hatte, sagte Westerwelle im ZDF, die FDP werde zwar einen Spitzenkandidaten nominieren, diesen aber Kanzlerkandidaten zu nennen überschreite die Grenze zwischen Mut und Übermut.

Die von Westerwelle als neue Generalsekretärin vorgesehene Cornelia Pieper sagte, als Spitzenkandidat komme nur Westerwelle in Frage. Führende Liberale rechnen damit, dass Möllemann sein Projekt einer Kanzlerkandidatur aber nicht aufgeben wird.

Der FDP-Parteitag findet vom 4. bis zum 6. Mai in Düsseldorf statt. Dort soll Westerwelle den jetzigen Parteichef Wolfgang Gerhardt ablösen und Pieper Westerwelles jetziges Amt als Generalsekretär übernehmen.

Dass Möllemann sich mit dem von Westerwelle angebotenen stellvertretenden Parteivorsitz begnügen wird, ist nach den Worten von FDP-Vorstandsmitglied Martin Matz nicht zu erwarten. Möllemann werde für den Parteitag den Antrag auf einen eigenen Kanzlerkandidaten der FDP aufrechterhalten und könne dabei darauf verweisen, dass er durch einen entsprechenden Beschluss seines Landesverbandes gebunden sei.

Der Fraktionsvorsitzende der FDP im schleswig-holsteinischen Landtag, Wolfgang Kubicki, sagte dagegen dem Deutschlandfunk, Möllemann werde als stellvertretender Bundesvorsitzender nur kandidieren, wenn es einen Strategiewechsel gebe. Dazu gehöre die Aufstellung eines eigenen Kanzlerkandidaten. Möllemann, der sich zurzeit im Urlaub befindet, habe ihm gesagt, er werde sich die Frage einer Kandidatur für den stellvertretenden Bundesvorsitz reiflich überlegen.

In Führungskreisen der Partei wurde für unwahrscheinlich gehalten, dass Möllemann eine Machtprobe mit Westerwelle auf dem Parteitag gewinnen könnte: „Der Bundesparteitag wird nicht als Erstes dem neu gewählten Bundesvorsitzenden so richtig eine verpassen wollen.“

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