: Spritpreise weiter auf Rekordniveau
Knappe Benzinvorräte in den USA sind die Ursache. Keine kartellrechtlichen Bedenken gegen Konzerne
FRANKFURT a. M./BERLIN ap/taz ■ Die Kraftstoffpreise blieben in Deutschland am Wochenende hoch. Ein Liter Normalbenzin kostete im Schnitt 2,129 Mark und ein Liter Diesel 1,669 Mark. Grund sind die Benzinvorräte in den USA, die so niedrig sind wie zuletzt vor 30 Jahren. Ebenso fehlen in dem Land mit dem weltweit größten Energieverbrauch moderne und leistungsfähige Raffinerien. Für die Ende Mai in den USA beginnende Reisesaison sorgen die Händler nun auf dem europäischen Markt vor. Die Konzerne in den USA halten die Reserven so gering, um auf dem dort hart umkämpften Markt möglichst viel freies Kapital zur Verfügung zu haben. Zudem gibt es in den Bundesstaaten unterschiedliche Umweltvorschriften für Kraftstoffe, was eine einheitliche Produktion erschwert. Daher sind in den vergangenen 25 Jahren keine neuen Raffinerien entstanden. Setzt die Organisation der Erdöl exportierenden Länder ihre Überlegungen, die Ölförderung demnächst zu drosseln, in die Tat um, werden die Preise weiter steigern.
Die Meinungen der deutschen Politiker zum Thema gehen auseinander. Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) wies Vorwürfe zurück, die Konzerne hätten sich untereinander abgesprochen. Dies habe er erst kürzlich kartellrechtlich prüfen lassen. Er riet, sparsamer zu fahren und auf Busse und Bahn umzusteigen. Bundeskanzler Gerhard Schröder hingegen beurteilt die Entwicklungen als bedenklich für die deutsche Wirtschaft. Zudem meint er ebenso wie SPD-Generalsekretär Franz Müntefering, dass Autofahren für alle Bürger bezahlbar bleiben müsse. Staatliche Hilfeleistungen schlossen beide jedoch aus.
Verkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) forderte indes am Samstag auf der Eröffnung der Leipziger Automobil-Messe die Automobilbranche auf, schnell umweltfreundliche Fahrzeuge zu entwickeln. Und während die Opposition die steigenden Preisen erneut zum Anlass nimmt, gegen die Ökosteur zu wettern, freut SPD-Fraktionsvize Michael Müller sich, dass diese inzwischen Lenkungswirkung zeigt: Der Benzinverbrauch ist seit Jahresbeginn um fünf Prozent zurückgegangen. KE
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