: Unerhörte Lärmgegner
Flughafen-Anhörung: Gegner des Großflughafens in Schönefeld erheben schwere Vorwürfe gegen die zuständige Behörde. Ihre Anträge werden abgeschmettert, Akten seien vorenthalten worden
von RICHARD ROTHER
In der laufenden Erörterung zum Großflughafen Schönefeld haben die Gegner des Standorts erneut Vorwürfe gegen die zuständige Behörde erhoben. „Unsere Anträge werden einfach abgeschmettert“, sagte gestern der Sprecher des Bürgervereins Brandenburg-Berlin (BVBB), Kristian-Peter Stange. Der einzige Antrag, der durchgekommen sei, sei der auf eine kurze Sitzungspause nach jeder Stunde gewesen. Die Gegner des milliardenschweren Projekts fürchten vor allem Lärmbelastungen.
Zuvor hatte bereits der Bürgermeister der betroffenen Gemeinde Diedersdorf, Ferdi Breidbach (CDU), der Behörde schwere Rechtsfehler vorgeworfen. So würden den Betroffenen 20 Aktenordner mit Planfeststellungsverfahren vorenthalten. Das zuständige Landesamt für Bauen, Verkehr und Straßenwesen habe offenbar kein Interesse an einer gerechten Erörterung. „Die Behörde verhält sich wie ein kleiner Ganove, der nur zugibt, was nachweisbar ist.“
Die nichtöffentliche Erörterung des Flughafenprojekts im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens hatte am Montag begonnen und soll innerhalb von 60 Tagen abgeschlossen werden. An ihr nehmen zunächst ausschließlich Träger öffentlicher Belange teil. Erst in einer zweiten Runde kommen die mehr als 130.000 Einwendungen betroffener Anwohner zur Sprache.
BVBB-Sprecher Stange bezweifelt, dass der vorgesehene Zeitplan einzuhalten ist. Schon jetzt sei die Erörterung aufgrund ungeklärter Verfahrensfragen in Zeitverzug. „Da kann es noch unwägbare Verzögerungen geben.“ Das Planfeststellungsverfahren könne sich letztlich „ins Unendliche verzögern“. Die für 2007 geplante Fertigstellung sei unrealistisch: „In diesem Jahrzehnt läuft nichts mehr.“
Der Sprecher der Flughafenplanungsgesellschaft PPS, Burkhard Kieker, hat den Flughafengegnern unterdessen Verzögerungstaktik vorgeworfen. Der Diedersdorfer Bürgermeister Breidbach, der auch BVBB-Geschäftsführer ist, habe versucht, die zuständigen Behörden mit Befangenheitsanträgen zu überziehen. Bei dem Planfeststellungsverfahren werde jedoch nicht mehr über das Ob, sondern über das Wie des Flughafenbaus entschieden.
Das größte Infrastrukturprojekt der Region birgt nach Ansicht der Planer enorme wirtschaftliche Chancen. Mit dem Bau des Flughafens sollen bis zu 5.000 Menschen beschäftigt sein. Nach der Fertigstellung erwarten die Planer rund 18.000 dauerhafte neue Arbeitsplätze.
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