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der vorkämpfer

Geert Lovink

Er philosophiert und schreibt nicht nur über das World Wide Web und die New Economy, der 1959 geborene Geert Lovink ist selbst einer der rührigsten Netzaktivisten. So rief er die internationale Mailingliste www.nettime.org und die kulturelle Netz-Initiative www.contrast.org ins Leben. Außerdem ist er Mitbegründer von „De Digitale Stad“ (DDS) Amsterdam. Der Cyber-Doppelgänger der niederländischen Metropole residiert seit sieben Jahren unter www.dds.nl. Hier gibt es kostenlose E-Mail-Accounts, Speicherplatz für eigene Homepages und Filialen von Behörden, Institutionen, von Sportvereinen und der Drogenberatung. Aber DDS ist nicht nur ein digitaler Abklatsch des Telefonbuchs – mit Chats und Foren will sie ein Netz der Bürger sein, das den Bewohnern die Möglichkeit gibt, untereinander und mit Politikern in Kontakt zu treten. Doch jetzt drohen im virtuellen Amsterdam die Lichter auszugehen – die mediale Wiedergeburt der antiken Polis könnte der Untergang einer modernen Akropolis werden: DDS ist pleite. Dabei waren zu Beginn alle Beteiligten sehr euphorisch: Der Staat förderte das Projekt in den ersten Monaten, danach sollte sich die Stiftung selbst finanzieren. Das wurde allerdings immer schwieriger – denn DDS wollte werbefrei bleiben. Seit einem Jahr wird sie als privates Unternehmen geführt. Und mittlerweile denken die beiden Eigentümer Joost Flint und Chris Göbel darüber nach, sie ganz zu schließen. Doch die Bewohner haben sich in einer Bürgerinitiative unter www.opendomein.net zusammengeschlossen. Sie kämpfen für die Erhaltung ihrer Cyberstadt. Aber der Vorkämpfer ist selbst zum Skeptiker geworden. „Ist ein öffentlicher digitaler Raum überhaupt wünschenswert?“ fragte Lovink im Magazin Telepolis: Kein Wunder, dass er manchmal „Medienanarchist“ genannt wird.

pechlucky@taz.de

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