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die stimme der kritikBetr.: Endkampf der Shows

„Wunderwaffe“

Wörter können Karriere machen. Als die Münchner Bayern jüngst in Manchester gegen Manchester kickten, da sprach Stefan Effenberg von der „Leistung“, die „abgerufen“ werden müsse. Unmittelbar nach dem Spiel plapperten es Mannschaftskollegen wie Journalisten eifrig nach: „Leistung abrufen“ klingt ja auch irgendwie schlüssig. Das Wort vom „Abruf“ hat jedenfalls seitdem mächtig Konjunktur.

Einen ähnlich steilen Aufstieg wie, sagen wir, Jörg Pilawa aber erlebt gerade das schöne Substantiv „Wunderwaffe“, ausgerechnet im Zusammenhang mit Jörg Pilawa selbst. Der nämlich stieg steil auf, vom Moderator nachmittäglicher Krawall-Talks über die Sat.1-„Quiz Show“ bis zur, naja, „neuen Wunderwaffe der ARD“. Bei den Öffentlich-Rechtlichen wird das adrette Pudergesicht künftig Pierre Geisensetter bei „Herzblatt“ und Cherno Jobatey bei „Verstehen Sie Spaß?“ ersetzen. Und spätestens seit die Nachrichtenagentur dpa Jörg Pilawa als „Wunderwaffe“ bejubelte, hat sich der Begriff festgesetzt wie weiland Rommels Truppen vor El Alamein.

Schließlich hat die ARD „ringsumher Feinde“, ein Endsieg im totalen Quotenkrieg scheint immer unwahrscheinlicher – und für eine Atombombe wie Günther Jauch fehlt das Know-how. Jetzt soll’s also Pilawa richten, die mediale Vergeltungswaffe mit dem telegenen Sprengkopf. So geschmacklos der Vergleich ist, so zwingend muss er uns erscheinen: Auch die „Wunderwaffen“ kamen seinerzeit zu spät, und wie Hitlers bahnbrechender Wanderböller V2 ist auch Pilawa komplett ferngesteuert. Kaum ein Wort verliert der Moderator der „Quiz Show“, das ihm nicht die Regie per Knopf im Ohr souffliert hätte.

Wir wissen nicht, ob Pilawa 1944 in Peenemünde entwickelt wurde, wohl aber, dass er gegenwärtig in geheimen Stollen in der Eifel von ARD-Zwangsarbeitern zusammengeschraubt wird. ARNO FRANK

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