: Bibliothek goes Singapur
■ Vom Stadtstaat lernen und – „pieps“: Singapurs Bibliotheken gelten als zukunftsweisend. Deshalb fahren jetzt mehrere BremerInnen dorthin
Bremens Stadtbibliothek rüstet sich für moderne Zeiten. In Singapur. Nachdem die Leiterin der Stadtbibliothek, Barbara Lison, dort bereits vergangenen Monat bei einer Konferenz der auf Innovation gepolten Bertelsmann-Stiftung war, zieht es jetzt auch ihren Bremer Stellvertreter, Erwin Miedtke, in den asiatischen Kleinststaat. Er und zwei weitere Mitarbeiter – so wird im Haus kolportiert und nicht wirklich dementiert –, sollen die beispielhafte asiatische Bücherwirtschaft vor Ort erkunden. Denn in Bremen müssen mit dem geplanten Umzug der Bibliothekszentrale ins Polizeihaus bald richtungsweisende Investitionsentscheidungen fallen. In Höhe von mehreren Millionen Mark.
Die Zukunftsfragen lauten: Wie sieht das modernste Verbuchungssystem für Bibliotheken heute aus? Wie funktioniert es? Kann man solch ein System auch den BremerInnen zumuten – die doch anders als die Menschen in der Mega-City Singapur weniger Internet- und Technologieerfahrung haben? Und vor allem: Woran muss man denken, bevor ein solches System installiert wird?
Der bremische Traum: Der derzeitige Bestand von 650.000 Medien könnte über Radiofrequenztechnik – quasi per Funk – mit dem Bibliothekssystem verbunden werden. Würde dieser Traum Wirklichkeit, hätte das weitreichende Folgen. Der Umbau des neuen Domizils müsste entsprechend geplant werden – logistisch und architektonisch. Zugleich müsste über den Standard des Funksystems entschieden werden, das möglichst Tag und Nacht per Funkimpuls Rückgaben automatischen verbuchen oder Reservierungen vormerken könnte. Voll elektronisch. „Es geht natürlich ums Sparen“, betont Miedtke.
In Singapur ist man schon weiter als in Europa. In den wissenschaftlichen Universitäten der Alten Welt fangen die BibliothekarInnen gerade erst damit an, die Informationen – beispielsweise über Bestand, Verleihstatus und ähnliches – auf transportable Lesegeräte zu übertragen und damit das Kabel zu ersetzen. In der asiatischen Stadt hat die Zukunft schon begonnen: „Stellen Sie sich vor, die Bücher hätten kleine Antennen und einen Chip, auf dem bis zu 1.000 Zeichen gespeichert werden können“, schwärmt der Bibliotheksmann. Wie einfach ließe sich dann per Knopfdruck herausfinden, welches Buch im vergangenen Jahr weniger als zehn Mal entliehen wurde. Auch verstellte Bücher wären leichter zu orten – man müsste nur mit dem Lesegerät am Regal vorbeigehen und – „pieps“.
Vielleicht könnte man auch entliehene Materialien schneller wieder einsortieren. Vorsortieren per Computer – das wäre so ein Traum der Bremer BibliotheksplanerInnen. Immerhin verleihen sie jährlich 2,4 Millionen Medien, die hinterher an ihren richtigen Standort zurück müssen. Auf dem schnellsten Weg – für den die Asiaten vielleicht auch einen Tipp parat haben?
ede
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