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Der FC Barcelona muss in der Handball-Champions-League diesmal Portland San Antonio den Vortritt lassen

BARCELONA taz ■ „Wir sind optimistisch, aber auch realistisch“, sagte Valero Rivera, Trainer des FC Barcelona, noch vor dem Rückspiel des spanischen Finals der Handball-Champions-League. Immerhin war die erste Partie bei Portland San Antonio in Pamplona mit 24:30 verloren gegangen. Sechzig Minuten später hatte die Realität ihn und seine Spieler gänzlich eingeholt. Der Abonnementschampion der letzten Jahre konnte beim 25:22-Sieg im heimischen Palau Blaugrana lediglich drei der benötigten sieben Tore aufholen und musste den begehrten europäischen Titel nach fünf Jahren in Folge ausgerechnet an den derzeitigen Dritten und direkten Verfolger in der spanischen Liga abtreten.

Die Rechnung, die neben sämtlichen Anhängern der Blau-Roten auch die katalanische Presse aufgemacht hatte, war nicht aufgegangen: „Sechs Tore Rückstand? Kein Problem! Für vier ist allein das Publikum gut und zwei machen die Schiedsrichter.“ Es sollte anders kommen. Zwar wurde das Rivera-Team bereits eine halbe Stunde vor dem Match mit dem Ambiente stimuliert, das den THW Kiel im Vorjahr im Finale sowie vor vier Wochen im diesjahrigen Halbfinale hatte scheitern lassen. Doch die dänischen Unparteiischen machten ihrem Stand alle Ehre und knickten keineswegs ein.

Die erste Endspiel-Niederlage des FC Barcelona seit 1996 hat in erster Linie jedoch eine Ursache: Enric Masip. Konnte das Fehlen des 31-jährigen Kopfes der Mannschaft beim Halbfinalrückspiel gegen Kiel gerade noch kompensiert werden, so waren die Lücken, die der Ausnahmehandballer sowohl im Angriff als auch in der Abwehr hinterließ, diesmal nicht mehr zu schließen. Ergänzt wurde Barcas Verletztenliste durch Torwart David Barrufet, für den nach einer Knieoperation die Saison vorzeitig beendet ist.

Ohne die Leistung seines eigenen Teams schmälern zu wollen, wusste auch der filigrane französische Spielgestalter Jackson Richardson, der sich nach vier Jahren beim TV Großwallstadt zu Saisonbeginn San Antonio angeschlossen hatte, um die Ursachen des Sieges: „Ohne Masip sechs Tore aufzuholen, das ist sogar für Barcelona in eigener Halle sehr schwer.“ Stets bescheiden, vergaß der Bewegungsästhet zu erwähnen, dass Pamplonas Sieg neben der hervorragenden Torwart-Leistung von Hombrados und den Vollstreckerqualitaeten des Weißrussen Jakimovitch vor allem seiner großartigen Regie zu verdanken war.

Fröhlicher als Richardson war eigentlich nur noch Jesus Olalla: „Ich wollte mich aus Spanien unbedingt mit einem Titel verabschieden“, sagte der Abwehrspezialist, der ab der kommenden Saison für drei Jahre bei der SG Wallau-Massenheim aktiv sein wird, nach einer überzeugenden Partie, „jetzt kann ich beruhigt nach Deutschland gehen.“ Mit im Gepäck haben wird Olalla außer der Champions-League-Prämie von rund 5.000 Mark pro Spieler vielleicht sogar noch den nationalen Meistertitel. Wenngleich sein Verein fünf Punkte auf Barcelona verloren hat.

Dass das katalanische Dreamteam in diesem Jahr, ebenso wie in Deutschland der THW Kiel, tatsächlich ohne einen Titel dastehen könnte, ist durchaus möglich. Denn Ligaprimus ist sechs Spieltage vor Saisonende Ademar León. Die haben zwar soeben den Gewinn des Europapokals denkbar knapp gegen Flensburg verpasst, führen die Liga aber mit drei Punkten vor Barcelona an. Und ebenso wie in der deutschen Meisterschaft mit dem Spiel Magdeburg gegen Flensburg, könnte es auch in Spanien am letzten Spieltag zum absoluten Showdown kommen. Dann wird León zu Gast sein im Palau Blau Grana. Mal sehen, ob die Festung dann halten wird.

ANKE BARNKOTHE