: ströbele sagt . . .
„. . . die volle Wahrheit“
Darf man das? Fragen: „Wie wollen wir leben?“ Natürlich, sagt Hans-Christian Ströbele (Foto). Man müsse es sogar. Es heißt für ihn nichts anderes als: „Wie sind die gesellschaftlichen Verhältnisse, die wir anstreben?“ Antwort: „Die Frage ist wieder offen.“
Der Grünen-MdB hat in seinem Podium „Außerparlamentarische Bewegungen und institutionalisierte Politik“ zum x-ten Mal zu erklären versucht, warum die Arbeit in der Institution Bundestag für ihn nach wie vor richtig ist. Ströbele (61) will durchhalten. Die Revolution ist nicht in Sicht. Aber: „Die Suche nach dem Gesellschaftsentwurf muss weitergehen, solange die Bewegungen nicht da sind, hin zu einer befreiteren Gesellschaft.“ Man müsse sagen, was rot sei und was nicht rot sei. Worauf das Publikum sich von ihm wünschte, doch bitte schön auch zu melden, was alles nicht grün sei. Ströbele versprach es. Wenn er aber erzählt, wie zäh allein die Bemühungen sind innerhalb der Fraktion, den Kosovokrieg aufzuarbeiten („Die Leute ducken sich weg“), werten das die Außerparlamentarischen als Beweis des Gegenteils. „Es klingt wie mitmachen lohnt auf keine Fall“, sagt der Schriftsteller Michael Wildenhain.
Falsch. Man brauche parlamentarische und außerparlamentarische Aktion, sagt der SPD-Nonkonformist Hermann Scheer (57). Er sieht schon alternative Bewegungen, aber er hat auch nicht die Ansprüche der 68er. Als Parlamentarier gehe es darum, „die Grenze zu finden „zwischen Kompromiss und Kompromittierung“. Der Kosovokrieg war für Ströbele die „Grenze“. Er war dagegen, Scheer auch, beide fühlten allein gelassen. „Bei dem Krieg hätten 100.000 auf die Straße sein müssen“, sagt Ströbele, „das hätte uns ungeheuer geholfen.“ Er sagt, daß „die Leute“, doch gar nicht erwarteten, dass alle Punkte des grünen Parteiprogramms umgesetzt würde. Aber sie erwarteten: „Die volle Wahrheit und Klarheit.“
Man merkt schon: Es war ein Wochenende für große Themen. Und große Worte. „Sehr gut, dieser taz-kongress“, brummte Scheer. „Es gibt ein eklatantes Defizit an politischer Diskussion, „dem muss man entgegenwirken“. pu
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