: Grand nation für Kleine
■ „cinéfête“, das 1. französische Jugendfilmfestival für Schulklassen, macht jetzt in Bremen Station
Es ist eine sehr französische Herangehensweise: In Frankreich hat das Kino einen ganz anderen Stellenwert als in anderen Ländern. Dort hat die jüngste (und teuerste) Kunst den gleichen Status wie etwa Oper und Literatur; von dort exportierte man einst die „grande nation“ in Filmdosen. In ihren besten Zeiten war Brigitte Bardot ein umsatzstärkerer Exportschlager als die Autos von Renault und Citroen! Das war einmal, aber immer noch ist Frankreich das einzige Land in Europa, in dem mehr Kinokarten für einheimische Filme als für Hollywoodproduktionen verkauft werden. Auf die Idee, Jugendlichen in anderen Ländern die eigene Sprache und Lebensart mit Filmen nahezubringen, konnten wohl nur die Franzosen kommen.
Zu diesem Zweck stellte das „institut francais“ und die Kulturabteilung der französischen Botschaft eine Reihe von Filmen zusammen. Insgesamt acht Filme und ein Kurzfilmprogramm wurden dafür extra mit deutschen Untertiteln versehen und auf die Reise durch 50 deutsche Großstädte geschickt, und nach Oldenburg ist das kleine Festival „ciné fête“ nun auch in Bremen angekommen. Die Filme werden jeweils morgens um 9.00 oder 11.30 Uhr in für Schulklassen reservierten Vorstellungen gezeigt und um 16.00, 18.30 und 20.30 Uhr nochmal im freien Verkauf zum Einheitspreis von 5 Mark. FranzösischlehrerInnen wird für jeden Film ein „pädagogisches Dossier“ zur Verfügung gestellt.
Die Filme sind nach den vorausgesetzten Sprachkenntnissen gestaffelt: Das in der Form eines Zeichentickfilms daherkommende afrikanische Märchen „Krikou et la sorciére“ wird für die noch etwas jüngeren SchülerInnen „ab dem 1. Lernjahr Franösisch“ empfohlen, „Le ballon d'or“, der ebenfalls in Afrika spielt und von einem fussballbegeisterten Jungen erzählt, wird für das dritte Lernjahr empfohlen.
Mit „Le huitiéme jour“ (ab 3. Lernjahr) kommt das Programm dann zu den Filmen, die im Kino sonst „für Jugendliche über 12. Jahre geeignet“ sind. Diese recht kitschige französiche Version von „Rainman“ war 1996 auch in deutschen Kinos ein Erfolg. Das gleiche gilt für die beiden Mantel-und-Degen Filme „Le hussard sur le toit“. „Le vie revée des anges“ (ab dem 6. Lernjahr), der von der Freundschaft zweier Frauen erzählt, die ihren Job in einer Textilfabrik aufgeben, um ein besseres Leben zu suchen, ist der einzige ein wenig subversiv, dreckige Film der Reihe.
Für zukünftige Ausgaben des Festivals würde man sich eine mutigere und originellere Filmauswahl wünschen, diesmal wurden „Alle Filme auf internationalen Festivals ausgezeichnet“. Die Regisseurin eines der Kurzfilme, Myriam Aziza wird übrigens ihren Film am Samstag den 12. Mai selber vorstellen. Wilfried Hippen
Vom 10. bis zum 16. Mai im Kino 46. LehrerInnen können ihre Schulklassen unter der Nummer 387 67 31 anmelden.
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