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Lieben

Glücklich ist, wer in einer funktionierenden Zweierbeziehung lebt. Glücklich aber sind immer weniger Menschen in unserer Gesellschaft: Es gibt mehr Singles denn je, mehr Beziehungen denn je zerbrechen, die Märkte für Therapien, Sex und Partnervermittlungen boomen. Der Paarberater und Buchautor Michael Mary wandte sich deshalb am Sonntag auf dem Podium „Wie wollen wir lieben? Sex, Liebe oder Markt der Beziehungen“ gegen den Glauben, Glück sei „machbar“. Lange Beziehungen büßen automatisch an sexueller Anziehungskraft ein; wer das weiß, setzt andere Schwerpunkte oder trennt sich. Was der Sexualwissenschaftler Kurt Starke nicht gut findet. Es gehe nicht nur um Sex, sondern um Nähe und Vertrauen. Wer von vornherein wisse, eine Beziehung ist nicht von Dauer, habe schon verloren. Die Publizistin Katharina Rutschky polemisierte gegen die „Krankenversicherungsfantasie“, dass eine Liebe eine Liebe fürs Leben zu sein habe: „Liebe tut weh, sonst täte sie nicht gut.“ Sie forderte „eine größere Freiheit der Kommunikation“. Was aber seine Haken hat, wie taz-Redakteurin Heide Oestreich bemerkte: Männer kriegen die Seitensprünge besser hin, tun sich leichter, nach zerbrochenen Beziehungen neue einzugehen. Sie forderte eine „neue erotische Kultur“, eventuell auch Erotikdienste für Frauen, was Frau Rutschky als „Gleichstellungspolitik übelster Sorte“ empfand. Vielleicht aber, da war man sich einig, ist das „Urvertrauen“ dahin und muss neu hergestellt werden. Nur laufe eben zu vieles wieder auf die Kleinfamilie zu, sagte eine Dame aus dem Publikum und stellte als Fazit die wichtigste Frage an diesem Vormittag: „Was können wir tun, um mehr plurale Lebensentwürfe zu installieren?“ GERRIT BARTELS

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