piwik no script img

Gerangel um den Mammon

Bei ihrer Synode sucht die Evangelische Kirche ein System für einen fairen Ausgleich zwischen armen und reichen Gemeinden – und ihre Lehrer wollen auch mehr Geld

Es ist ein Kreuz! Nach Jahren schmerzlichster Einsparungen möchte die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg endlich nicht mehr nur oder vor allem über Geld reden. Aber die Vertreter der Kirchenkreise waren kaum zu ihrer Frühjahrssynode in Friedrichshain zusammengekommen, da war das Thema doch wieder da – und das geplante Hauptthema „Konfirmation“ an den Rand gedrängt: Lehrer und Schüler evangelischer Schulen in der Hauptstadt und der Mark demonstrierten vor der St.-Bartholomäus-Kirche, wo das Kirchenparlament tagte. Ihre Forderung: Mehr Geld für die Pädagogen.

Im Durchschnitt erhalten angestellte Lehrer an den acht Schulen der Landeskirche 4Prozent weniger Gehalt als ihre Kollegen an den staatlichen Schulen. Bei den Kirchenbeamten liegt die Differenz zu den beamteten Staatslehrern sogar bei 10 Prozent zu Ungunsten der Kirchenmitarbeiter. Die Folge: Von ihren 360 Mitarbeitern haben seit Beginn des Schuljahres 22 die Kirchenschulen verlassen – 18 davon gingen an staatliche Lehranstalten.

Zoff wegen der Knete gab es gleich zum Auftakt der Synode auch bei einem anderen Thema: Die Kirche versucht, die Anteile ihrer etwa 1.700 Gemeinden am Kirchensteueraufkommen neu zu regeln. Jährlich sinkt die Zahl ihrer derzeit etwa 1.3 Millionen Mitglieder um drei Prozent. Zwischen 1992 und 1999 musste die Kirche mit einem Viertel weniger Einnahmen zurechtkommen. Dennoch gelang es der Landeskirche – anders etwa als der Landesregierung – ihren Haushalt zu sanieren: Seit zwei Jahren ist er ausgeglichen. Nun ist aber in den nächsten acht bis zehn Jahren ein weiterer Rückgang der Einnahmen um 20 bis 30 Prozent zu befürchten – Sparen aber kann man nicht mehr, meinen gerade die Gemeinden auf dem platten Lande.

Wie rauskommen aus der permanenten Geldnot? Die Synodalen diskutieren einen neuen Vorschlag zur Fusion aller fünf ostdeutschen evangelischen Kirchen der Union (EKU). Dies soll Ressourcen bündeln, die Verwaltung schlanker machen – damit der schnöde Mammon mal außerhalb der Kirchenmauern bleiben kann. PHILIPP GESSLER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen