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Strom-Gekungel

HEW übernimmt Veag und Laubag. Vierter deutscher Stromgigant unter dänischer und US-Führung

BERLIN taz ■ Rund 9.000 Bergarbeiter, Führer von Braunkohlebaggern und Kraftwerk-Ingenieure haben bald neue Chefs. Denn die Stromwirtschaft in den östlichen Bundesländern wird komplett umgekrempelt. Gestern verkündeten Bundeswirtschaftsminister Werner Müller und der Vorstand der Hamburgischen Electrizitäts-Werke (HEW), Manfred Timm, dass der hanseatische Stromkonzern die ostdeutschen Unternehmen Veag und Laubag kauft. Es entsteht der vierte und letzte große deutsche Energiekonzern, der den Unternehmen aus den westlichen Bundesländern Paroli bieten und im Osten die Arbeitsplätze in der Energiewirtschaft erhalten soll.

Am Mittwoch hatte die Treuhand-Nachfolgerin BVS unter Anleitung des Wirtschaftsministers die Fusion genehmigt. An die früheren Eigentümer von Veag und Laubag, die West-Konzerne Eon und RWE, zahlt die HEW rund 2,9 Milliarden Mark. Gegenwärtig sind die Ostunternehmen aufgrund der gesunkenen Strompreise zwar nicht profitabel, doch ab „2006 oder 2007“ hofft Timm, mit seinen Neuerwerbungen Geld zu verdienen. Von den heute rund 9.000 Arbeitsplätzen bei den Ostbetrieben wollen die HEW maximal 7.000 mittelfristig garantieren. Minister Müller hat in den Vertrag hineingeschrieben, dass HEW jährlich die Strommenge von 50 Milliarden Kilowattstunden mit Veag und Laubag produzieren und in Europa vermarkten muss. Die Regelung soll verhindern, dass die Ostbetriebe peu à peu abgewickelt werden.

Die Exbesitzer von Veag und Laubag hatten nicht freiwillig verkaufen wollen, sie mussten. Die Kartellämter in Bonn und Brüssel hatten sie dazu verdonnert, um ein Minimum an Wettbewerb auf dem Strommarkt zu sichern. Neben die drei großen Westkonzerne Eon, RWE und EnBW tritt nun die vierte Kraft im Osten. Dazu wird in Zukunft auch die Berliner Bewag gehören. Diese wurde unlängst zu jeweils 43 Prozent unter die Konzerne Vattenfall (Dänemark) und Mirant (Atlanta/USA) aufgeteilt. Vattenfall ist gleichzeitig Mehrheitseigner von HEW. Am Konglomerat aus Bewag, HEW, Veag und Laubag sollen die Dänen später mehr als die Hälfte, die Amerikaner 25 bis 40 Prozent halten, sagte Timm.

Ob das Geschäft demnächst irgendwelche Vorteile für die Stromkunden, etwa in Gestalt niedrigerer Preise, mit sich bringt, ist noch nicht ausgemacht. HANNES KOCH

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