: Wilhelmsburgs Wünsche
■ Stadtteil berät über seine Zukunft. MigrantInnen und Jugend fehlen
Wie erreicht man die, die man ansprechen will? Um das Problem wissen die Leute, die sich in Hamburgs vielleicht schwierigstem Stadtteil Wilhelmsburg engagieren: Es wird viel über MigrantInnen und über Jugendliche geredet, doch die sind selten selbst dabei – auch nicht beim Zukunftskongress am Wochenende.
Ein rechte Lösung für dieses Problem wurde an den beiden Kongresstagen nicht gefunden, doch „der frische Anschubwind“, den sich Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) von der Veranstaltung erhofft hatte, war zumindest als Hauch zu spüren.
Es waren die Wilhelmsburger Dauerbrennerthemen, die auch die Debatte am Wochenende bestimmten. Wieviel Integration ist nötig? Wie sehr sollen sich Ethnien zum Beispiel beim Wohnen mischen? Ist ein Ghetto wirklich immer so negativ, wie das Wort klingt, oder ist eine homogene Wohnbevölkerung im Viertel nicht auch von Vorteil? Die Antworten waren kontrovers – erwartungsgemäß.
Die Beteiligung am Kongress war hoch – wenn auch die meisten Mitmachenden aus Verbänden, Vereinen, Initiativen oder Schulen schon mit dem Thema vertraut sind und waren. Die WilhelmsburgerInnen, die „einfach so als BürgerIn“ mit diskutierten und Zukunftsideen entwickelten, gab es auch, sie waren aber in der Minderheit.
Ein Kino, mehr betreute Jugendarbeit, mehr Sprachlernangebote, eine stärkere Frühförderung von Kindern – die WilhelmsburgerInnen taten das, was Maier „die Ebene des Wünsche sammelns“ nannte. Ideen entwickeln, die dem Stadtteil gut tun – das tun die BewohnerInnen seit langem, unter anderem am Runden Tisch. Neu an diesem Forum war die massive Beteiligung der Behörden, die sich auch mal vor Ort anhören mussten oder wollten, was Wilhelmsburg so beschäftigt.
Die Angst ist dennoch groß, „dass das alles wieder auseinander läuft“, wie mehrmals zu hören war. Der Wunsch, dass die Stadt den weiteren Prozess – sich in Arbeitsgruppen zu überlegen, wie man die Ideen umsetzt – daher finanziell unterstützt, wurde von Maier abgelehnt. „Es tut mir leid, aber ich hab dafür kein Geld“, musste er bescheiden. aha
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