: Bahnhof-Rathaus, Bahnhof-Abriss
Ausstellung zeigt den Altonaer Bahnhof im Wandel der Zeit ■ Von Gernot Knödler
Bevor Altona seinen vierten Bahnhof bekommt, lässt das Alto-naer Museum in einer kleinen Ausstellung alle Bahnhöfe Revue passieren – die vergangenen und künftigen. Die vorwiegend auf Bilder gestützte Schau schließt eine Hörprobe aus den 70er Jahren sowie eine Computersimulation der Neubaupläne ein und soll zur Meinungsbildung der Besucher beitragen.
Ob sie diesem Anspruch gerecht werden kann, ist allerdings zweifelhaft. Denn Ausstellungsmacher Hajo Brandenburg war im der Zukunft gewidmeten Teil seiner Ausstellung auf das Material der Architekten angewiesen. Deren Poster lassen die beiden Siegerentwürfe zwar im schönsten Design erscheinen, gleichzeitig machen sie es den Laien schwer, sich vorzustellen, wie ihre Entwürfe in der Realität wirken würden. Die Computer-Simulation, mit der sich die künftigen Bauten aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten lassen, hilft da nicht wirklich weiter. Immerhin weist sie auf die problematischen Orte rund um den heutigen Bahnhof hin.
Weiter in die Zukunft reichen die Entwürfe von StudentInnen der Fachhochschule Hamburg, die sich überlegt haben, wie das Gleisgelände einmal bebaut werden könnte, falls der Bahnhof nach Norden verlegt würde. Die Ausstellung macht klar, dass solche Überlegungen in die Logik der historischen Entwicklung passen.
Denn der erste Bahnhof der damaligen Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft von 1844 liegt viel dichter am Elbhang. Um die Jahrhundertwende ist er zum Rathaus umgebaut worden und beherbergt heute das Bezirksamt. Die Ausstellung zeigt den Bahnhof, die Landschaft, durch die die Züge damals fuhren und was die Herrschaften während der zweieinhalbstündigen Fahrt nach Kiel speisten. Auch ein paar Billets aus der damaligen Zeit sind ausgestellt.
Um die Trennung von Altona und Ottensen aufzuheben, wurde der Bahnhof Ende des 19. Jahrhunderts schon einmal 500 Meter nach Norden verlegt. Seine Fassade mit Tor und Türmen ähnelte dem Altonaer Stadtwappen. Großformatige Schwarzweißfotos künden von der Atmosphäre in der riesigen Halle.
1979 wurde der angeblich bombengeschädigte alte Bau „durch Deutschlands erstes ,Kaufhaus mit Bahnanschluss' ersetzt“, wie die Ausstellungsmacher schreiben. Die heutigen Neubau-Pläne würden dieses Konzept weiter vorantreiben. Was die AltonaerInnen davon halten, können sie dem Bauamt auf ausliegenden Fragebögen kundtun.
Geöffnet dienstags bis sonntags 10 - 18 Uhr.
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