piwik no script img

Nachhaltiger Lottogewinn

Projektagentur betreut Kitas, die auf Vollwertkost umstellen. Den Kindern schmeckt’s, und die Eltern freuen sich, da sie ausnahmsweise mal nicht mehr zahlen müssen

In zwölf Berliner Kitas gibt es bald statt Leberwurst Grünkernaufstrich auf die Pausenbrote. Denn der Verband „pro agora“ von Eltern und Erzieherinnen will die Kitas mit eigener Küche auf Vollwertkost umstellen. Der Clou der Sache ist der Speiseplan: Der Nachwuchs bekommt weniger Fleisch und mehr Getreide. Dadurch kostet die Öko-Diät die Eltern keinen Pfennig mehr, und die Kinder gewöhnen sich an eine Esskultur „weg vom Fastfood, hin zur gesunden Ernährung“. So lautet zumindest der Plan des Verbands.

Die unmanipulierten Lebensmittel können die Kitas natürlich nicht im nächsten Supermarkt kaufen. Um die Belieferung der Küchen mit Produkten möglichst aus dem nahen Brandenburg zu organisieren, erhält „pro agora“ eine finanzielle Starthilfe von der „Projektagentur Zukunftfähiges Berlin“. Diese Einrichtung mit Vertretern aus der Wirtschaft, dem Senat und der Agenda-21-Bewegung Berlins, fördert Nachhaltigkeitsprojekte der Stadt. Das Geld stammt von der Lottostiftung, da im bankrotten Landeshaushalt für Nachhaltigkeit zur Zeit nichts zu holen ist.

Wenn Kinder auch nicht auf Vollkornspaghetti stehen, die Eltern sind begeistert: 43 Kitas, die umstellen wollen, haben sich bei „pro agora“ bisher gemeldet. Im Prenzlauer Berg kochen drei Pilot-Kitas bereits Öko-Essen. „Wir sind gut mit dem normalen Tagessatz von rund zwei Mark pro Kind ausgekommen“, berichtet Projektleiterin Ulrike Hohmuth. Die Nachhaltigkeit ließ nicht lange auf sich warten: Die Kinder seien nicht nur weniger krank, weiß Hohmuth. Ihnen schmecke dieses Essen sogar so gut, dass sie gar nichts anderes mehr wollten. McDonalds dürfte demnach ein nachhaltiger Verlust an Kita-Kundschaft drohen.

ANTJE LANG-LENDORFF

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen