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Augstein und die Geschichte

BERLIN taz ■ „Maßgeblich bestimmt“ habe Rudolf Augstein den politischen Diskurs der vergangenen Jahrzehnte in Deutschland, sagte FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher gestern in Frankfurt am Main bei seiner Laudatio zur Verleihung des Börne-Preises an den Spiegel-Gründer.

Deutliche maßvoller gab sich Augstein dagegen ebenfalls gestern zum Thema Spiegel und Beschäftigung früherer NS-Größen in der Nachkriegszeit – nicht in der Paulskirche, sondern per Interview in der Welt am Sonntag: „Ja, es hat beim Spiegel in den Anfangsjahren auch einige ehemalige Nazis gegeben“, bezog Augstein erstmals persönlich Stellung zu den Tatsachen, dass zwei von fünf Ressortleitern in den ersten Redaktionen vordem den Rang von SS-Hauptsturmführern bekleideteten und Goebbels’ ehemaliger Chefadjutant als Südamerikakorrespondent eingekauft wurde. „Wer daraus aber den Schluss ziehen will, der Spiegel habe den Nationalsozialismus gerechtfertigt, sei gar antisemitisch, hat den Spiegel nicht unbefangen gelesen.“ Entschuldigen mochte sich Augstein dagegen ausdrücklich für die Berichterstattung „gleich nach dem Krieg“, dass die „Frau des Reichserziehungsministers Rust inzwischen als Masseuse tätig war. Daraufhin ist sie entlassen worden. Das rechne ich mir als eine Verfehlung an.“

Augstein, der derzeit an seinen Memoiren arbeitet, kündigte an, einen Teil seines Vermögens einer Familienstiftung zu überlassen, die kulturelle, karitative und journalistische Anliegen fördern soll.

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