: Die Nacht im Gleisbett
■ Castoren rollten heute früh quer durch dichtbesiedelte Hamburger Stadtteile
Vermutlich sind sie heute früh schon südlich von Maschen, die Castoren aus den Atomkraftwerken Brunsbüttel und Stade. Kurz nach Mitternacht – und somit lange nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe – haben die beiden Transportzüge nach Informationen der taz hamburg die jeweiligen Kraftwerksgelände verlassen. Gegen 0.30 Uhr sollte ein Zug mit abgebrannten Brennelementen Brunsbüttel verlassen, eine Stunde später sollte ein zweiter Zug aus Stade losfahren. Erstes Ziel war der Rangierbahnhof Maschen südlich in der Nordheide, wo die Züge schließlich für die Weiterfahrt in die französische Wiederaufarbeitungsanlage La Hague zusammengekoppelt werden sollten.
Gegen 17 Uhr versammelten sich gestern etwa 400 AtomkraftgegnerInnen in der Harburger City zu einer Kundgebung gegen die Transporte. Dazu aufgerufen hatten die Regenbogen-Gruppe und mehrere Hamburger Initiativen. Am Abend zog die Demonstration weiter zum Harburger Bahnhof, den beide Züge auf ihrem Weg nach Süden durchfahren müssen. „Wir haben keine Eile“, sagte der Regenbogen-Abgeordnete Lutz Jobs, „wir alle haben uns auf eine lange Nacht eingerichtet.“ Das gilt auch für Polizei und Bundesgrenzschutz, die mit einem Großaufgebot den Transport sichern wollen. Ein BGS-Sprecher erklärte gestern Nachmittag, er gehe „von einem friedlichen Verlauf“ der Proteste aus: „Wir rechnen mit der Besonnenheit der Demonstranten und werden uns bei möglichen Einsätzen entsprechend verhalten.“
Der Stader Zug sollte über Buxtehude und Neugraben nach Harburg gelangen, der Transport aus Brunsbüttel musste quer durch die Hamburger Innenstadt. Ab Eidelstedt fuhr er höchstwahrscheinlich auf der Güterumgehungsbahn via Lokstedt, City Nord, Barmbek, Wandsbek und Rothenburgsort in Richtung Süderelbe. Vor allem an dieser Strecke durch dichtbesiedelte Wohngebiete wurde mit „fantasievollen Aktionen“ gerechnet, die Umweltschutzgruppen wie Greenpeace und Robin Wood angekündigt hatten.
Die beiden Transporte sind die ersten seit dem Stopp vor drei Jahren. Damals waren an mehreren Castorbehältern radioaktive Verunreinigungen festgestellt worden.
Sven-Michael Veit
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