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Drogenbeauftragte bei Crack-Projekten in London und den Niederlanden

Christina Baumeister, Drogenbeauftragte des Hamburger Senats, wollte wissen, wie es die anderen machen. Sie sah sich in Amsterdam, Rotterdam und London in Drogenhilfeeinrichtungen um, die sich um Crack-Konsumenten kümmern. In den drei Städten wird Crack schon seit Anfang der 90er Jahre konsumiert, „und es hat etwa fünf Jahre gedauert hat, bis es entsprechende Angebote gab“, sagt Baumeister. Begleitet wurde sie von mehreren Staatsräten, von Polizeipräsident Justus Woydt sowie weiteren Vertretern von Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendamt und Gesundheitsbehörde.

In Amsterdam ist die Situation ähnlich wie in Hamburg: Ältere Heroinabhängige verschaffen sich mit zusätzlichem Konsum von Crack den Kick, den Heroin ihnen nicht mehr gibt. „Interessant war hier die Möglichkeit, Dealer auch ohne gerichtliche Bestätigung bis zu drei Tage inhaftieren zu können“, findet Baumeister. Denn so käme man auf natürliche Weise an die im Körper deponierten Beweise – ohne Brechmittel.

Bei der „Mainline Foundation“ in Amsterdam glaubt man, dass kontrollierter Crack-Konsum möglich ist, „ein Ansatz, der sonst eher auf Skepsis stößt“, sagt Baumeis-ter. Sozialarbeiter suchen täglich zehn bis 15 Crackkonsumenten auf. Ähnlich wie das „Rotterdam Kokain Programm“ handelt es sich um ein wissenschaftlich begleitetes und zeitlich begrenztes Projekt, dessen Ergebnisse in andere Programme einfließen sollen. In Rotterdam werden 85 Konsumenten betreut.

Immer wieder suchen Sozialarbeiter die Konsumenten in der Szene auf. Platzt die fünfte Verabredung, machen sie eine sechste: „So akzeptieren sie den hektischen Kreislauf aus Konsum und Beschaffung, in dem sich die Abhängigen befinden“, erklärt Baumeis-ter und findet das beispielhaft für Hamburg. Es gibt Räume, in denen sich die Abhängigen bei Akupunktur entspannen, schlafen, duschen können, damit sie zur Ruhe kommen und so für weitergehende Hilfe ansprechbar werden. Die Gruppe der Klienten wird mit einer Kontrollgruppe verglichen, die keine speziellen Maßnahmen erhalten.

Anders als in den Niederlanden verzichtet die Drogenhilfe in London auf aufsuchende Arbeit. Die Crack-Konsumenten sind jünger und meist nicht über Heroin, sondern über Alkohol oder Kokain zum Crack gekommen. Viele sind ins Arbeitsleben integriert. Mit den häufig verelendeten Junkies wollen sie nichts zu tun haben, weshalb sie spezielle Einrichtungen brauchen. Besonders deutlich wird das im „Marina Haus“, wo überwiegend junge weiße Männer ambulant betreut werden. „Diese spezielle Gruppe gibt es möglicherweise in Hamburg auch, wir kennen sie aber nicht, weil sie nie in die klassischen Drogenhilfeeinrichtungen kommen würden“, sagt Baumeister.

Während die Londoner Programme auf Dauer ausgelegt sind, experimentieren die Niederlande noch. Alle Projekte jedoch machen spezielle Angebote für eher kleine Zielgruppen. Und alle arbeiten mit beruhigenden Methoden wie Akupunktur, Massagen oder Tees. „Das hat mich bestätigt“, sagt Baumeis-ter. Seitdem Akupunktur von den Kassen nur noch für die Schmerztherapie erstattet werden darf, setzt Hamburg auf Modellprojekte und hofft, dass deren Ergebnisse den Bundesausschuss Ärzte und Krankenkassen umstimmen. san

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