Wer wird deutscher Meister?

Schafft Bayern München das Gewöhnliche oder gelingt Schalke 04 heute noch das Unvorstellbare: Die Bundesliga-Beobachter der taz-Leibesübungen glauben in ihrer Mehrheit nicht an Wunder

MEISTER WIRD:

DAS BÖSE. Nicht mit Recht, aber zu Recht. Weil das Böse das meiste Geld hat und sich das unsererlands immer durchsetzt. Insofern ist die Watschn für das arme Schalke ein Lehrstück über Naivität und die Gnadenlosigkeit unserer Gesellschaft. Kann sich eigentlich noch jemand erinnern, wann das Böse nicht Erster war?

(Bernd Müllender, dem in dieser Saison ein bisschen der Glaube ans Gute verloren gegangen ist)

BAYERN, weil ich es eigentlich eher Schalke gönnen würde nach dieser tollen Saison, aber leider nie die Mannschaften erfolgreich sind, denen ich es gönnen würde. PS: Außerdem betet Kuffour am Schönsten.

(Gerald Kleffmann lebt und schreibt über das Bundesligageschehen in München)

BAYERN, und das sogar im Schongang, weil sich die Spieler des HSV, abgesehen von Barbarez, bereits von der Saison verabschiedet haben.

(Erik Eggers, dessen Berichterstattungsobjekt sich schon lange vom Kampf um die Meisterschaft verabschiedet hat, was durchaus mit dem Trainer zu tun haben könnte, der da Berti heißt.)

BAYERN, weil Schalke auf fremde Hilfe des heimschwachen HSV angewiesen und nicht so nervenstark ist wie der 1. FC Kaiserslautern, als er 1991 und 1998 die Bayern auf den zweiten Platz verwiesen hat.

(Günther Rohrbacher-List war 1991 und 1998 mit Kaiserslautern Meister)

DER FC BAYERN, weil eine so teure Mannschaft wenigstens einen Titel pro Saison gewinnen sollte.

(Matti Lieske, der seit Eintracht Braunschweig 1967 keiner Mannschaft die Meisterschaft mehr so richtig gönnt)

DER FC BAYERN. „Die Bayern sind nicht Leverkusen.“ Sagt Konrad Kordts, Sprecher der Gelsenkirchener Polizei. Und der muss es ja wissen.

(Thomas Becker, der es als ständiger Beobachter im Olympiastadion eigentlich auch wissen muss)

DER FC BAYERN, weil Rudi Assauer es schon immer gesagt hat, die Bayern die Meisterschaft als Übungsparcours für die Champions-League brauchen und man Felix Magath in Frankfurt nicht die Gelegenheit ließ, die Bayern mit der Eintracht auch in der Rückrunde noch einmal zu schlagen.

(Klaus Teichmann ist mit Frankfurt gerade abgestiegen)

trotzdem schalke, weil der bisherige saisonverlauf filmreif war und im film immer die guten gewinnen. außerdem scheint in gelsenkirchen die sonne!

(yves eigenrauch, der gar nichts anderes schreiben darf)

DER FC SCHALKE 04: Damit Manager Rudi Assauer heute um 17.16 Uhr endlich mal anfangen kann, tatsächlich darüber nachzudenken, ob denn der FC Schalke 04 Meister werden kann.

(Thilo Knott, trotz Augenzeugenschaft beim 0:1 in Stuttgart)

SCHALKE 04, weil damit eine Geschichte, die sich wiederholt, keinen Rückschritt darstellen muss, sondern ein Fortschritt sein kann.

(Ulrich Fuchs, der als Freund und Förderer des SC Freiburg ein Experte des Fortschritts ist)

BAYERN MÜNCHEN, unser neuer Lieblings-Verein. Meister honoris causa wird übrigens Union Berlin. Nur diese zwei Klubs können die uns bekannte Zivilisation noch vor dem Super-GAU retten, gegen den der bloße Untergang des Abendlandes noch amüsant wäre. (Hat da jemand „Ruhrpott“ gemurmelt? Ah, ich dachte schon . . .)

(Ulrich Hesse-Lichtenberger liebt Borussia Dortmund)

DER FC BAYERN, weil Fußball ein Spiel für 22 Leute ist, bei dem am Ende immer der FC Bayern Meister wird.

(Christoph Biermann, 40, liebt Fußball und schreibt darüber)

SCHALKE 04, aus drei Gründen: a.) weil Hamburg mit den selben Buchstaben beginnt wie Haching (HaHaHa); b.) weil Schalke in seinen Vereinsfarben ein fast so schönes Blau trägt wie der Karlsruher SC (bald übrigens Meister in der Regionalliga Süd); c.) weil Suh einfach Meister werden muss.

(Frank Ketterer, der dem Wunder nicht auf Schalke, auch nicht in Karlsruhe, sondern im Hamburger Volksparkstadion entgegenfiebert)

LEIDER DIE BAYERN, weil doch Politik und Fußball Hand in Hand gehen. Also Bayern-Freund Stoiber grad wie sein Lieblingsverein von der Spielschwäche der direkten Konkurrentin Merkel profitiert. Für den Schalker Möllemann bleibt der zweite Platz hinter dem Unsympathen Westerwelle.

(Jochen Grabler, der als Bremer immer noch manchmal von Kutzop träumt)

DIE SG FLENSBURG-HANDEWITT, weil Jan Holpert im letzten und entscheidenden Spiel beim SC Magdeburg alles hält.

(Eberhard Spohd interessiert sich unter anderem auch für Handball)

DER FC BAYERN MÜNCHEN, weil das Böse für den Titel gut ist.

(Markus Völker, dessen gute Geister von Rot-Weiß Erfurt auch in diesem Jahr titellos bleiben)