Gewürzgurken zum Tango

■ Es kamen 30.000: Kühle,(nicht allzu) lange Nacht der Museen

Auf dem Ponton mit der kleinen Auswandererausstellung schallt gebrochen über die hohe Kaimauer Klezmermusik durch den kühlen Abend. Das Deutsche Zollmuseum ist schon zu Beginn dieser ersten Langen Nacht der Museen gut besucht.

19 Uhr: Ungewöhnlich viele Menschen gehen durch die Speicherstadt, das Gewürzmuseum ist völlig überfüllt. Trotzdem gibt s als Geschenk eine Gewürzgurke. Der Teppichimporteur ein Stockwerk tiefer ist auch geöffnet, aber das Hafencity-Center – zwei Hausnummern weiter – nicht. Warum auch - der Senat will sich ja bei diesem Projekt so wenig wie möglich auf die Finger gucken lassen.

20 Uhr: Zu einem großen Markt ist das Altonaer Museum geworden. Zwischen den Hafenfotos stehen Stände mit Schifffahrtsouvenirs, neben Schaukästen mit edlem Porzellan, wird eben solches verkauft: Ein Sammlermarkt hat das ganze Haus durchwachsen. Doch manche, weitangereiste Händler klagen über die Kaufunwilligkeit des Publikums. 22 Uhr: Im rot angestrahlten Museum für Völkerkunde Fackeln vor der Hexenausstellung und gutbesuchter Tangotanz, im Hof: argentinisches Bier. 23 Uhr: Vor der Kunsthalle wird der eigenartige Plateauplatz von schwatzenden und trinkenden Menschen genutzt. Die Galerie der Gegenwart erstrahlt in rotem und blauem Licht, das Haus ist mehr als gut gefüllt, der Aktmalkurs noch bei der Arbeit. Erstmalig ist die Erfolgsmeldung zu hören, der Event habe wohl so an die 30tausend Besucher heute Abend in die Museen gelockt.

Gegen Mitternacht, Museum für Kunst und Gewerbe: „Wo ist der Saal mit der Sonderveranstaltung?“ - „Da, wo man nicht mehr reinkommt.“ Viele Räume der Sammlung bleiben jedoch gänzlich unbesucht.

Viertel vor Eins: Am Platz vor den Deichtorhallen, wo das Drehkreuz der fünf Sonderbuslinien ist, schauen einige Nachtschwärmer etwas ratlos auf das Einräumen der Gastronomie. Denn jüngere Menschen und Auswärtige Gäste verstehen unter einer langen Nacht nicht, dass sie schon kurz nach Mitternacht endet. Und so ernteten die Busfahrer Unverständnis über die Information, dass die meisten der gewünschten Fahrtziele inzwischen geschlossen seien.

Da blieb eigentlich nur noch der Weg zur n-joy-Fete im Museum der Arbeit. Und ein Ärgernis, das auch die Veranstalter trifft: Selbst Ende Mai lassen die Temperaturen ein kühles Bier open air eher wie eine Strafe erscheinen. Hajo Schiff