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Revoluzzer in Lack und Leder

Der KitKat Club plant am 14. Juli eine eigene Parade. Der „Carneval Erotica“ soll auf dem Ku’damm die hedonistische Weltrevolution einläuten. Genehmigung steht noch aus

Am ursprünglichen Termin der Love Parade soll nun auf dem Ku’damm ein „Carneval Erotica“ stattfinden. Wie die Innenverwaltung gestern bestätigte, wurde der „Carneval“ für den 14. Juli als politische Demo angemeldet. Ob die Veranstaltung genehmigt wird, ist zur Zeit noch offen.

Hinter der Anmeldung steckt der KitKat Club, der Parties „mit gesamtsinnlichem und multisexuellem Schwerpunkt“ und wegen „Förderung der Unsittlichkeit“ bereits mehrfach vor der Schließung stand. Die KitKat-Macher hatten in den vergangenen Jahren stets mit einem eigenen Wagen an der Love Parade teilgenommen. Für Aufsehen sorgte die Lack- und Leder-Besatzung des Wagens unter anderem mit dem Dreh eines Porno-Videos. Als Beweggrund des geplanten „Carneval Erotica“ sind neben dem Love-Parade-Terminchaos wohl auch Unstimmigkeiten mit den Love-Parade-Veranstaltern zu vermuten. So war Planetcom letztes Jahr nicht mit „Beate Uhse“ als Sponsor des KitKat-Wagens einverstanden.

Die KitKat-Macher selbst begreifen ihr „Sex-Labor“ nicht als besonders raffinierte „kaufmännische Mischkalkulation“, sondern als Teil einer „Revolutionsstrategie“. In einem ellenlangen, leicht wirren Manifest der „hedonistischen Revolution“ heißt es auf der Homepage des Clubs: „Ultimatives Ziel der Strategie ist es, einen Zivilisationsprozess voranzutreiben, der Alltagsräume sicher für die Ausübung von Sexualität macht.“ Heißt im Klartext: Jeder soll ungestraft treiben dürfen, was, wo, wann und wie er will. Dass diese Kombination von Exhibitionismus und Ecstasy zur Weltrevolution führt, ist zwar mehr als unwahrscheinlich. Im Vergleich zum Love-Parade-Motto „Join the Love Republic“ zeigen die „Sexrevoluzzer“ aber eine geradezu radikalpolitische Haltung. DANIEL FERSCH

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