: Kritische Uni-Tage nicht erwünscht
FU-Präsident weist Asta und UN-Kommissarin Mary Robinson ab: Keine Räume frei an der Massen-Uni
Jetzt zeigt der FU-Präsident Peter Gaehtgens langsam, wie konservativ er ist. Der Mediziner hat seine Verwaltung angewiesen, den heutigen „kritischen Hochschultag“ des Allgemeinen Studenten-Ausschusses (Asta) zu hintertreiben. Offiziell geht es Gaehtgens’ Präsidialamt dabei gar nicht um die Eigenschaft „kritisch“, sondern um den Begriff „Hochschultag“. Dieser Titel sei eine für die Universität reservierte Veranstaltungsbezeichnung, fanden seine Juristen nach längerem Suchen heraus. Also öffnete der Präsident dem Asta zunächst keine Räume seiner so genannten Freien Universität.
Die Studis sehen die Begriffshuberei hingegen als vorgeschobene Begründung. „Die wollen uns Steine in den Weg legen“, sagte Nora Markard, eine der Fachschaftsreferentinnen des Asta, „damit wir nicht wieder Unruhe in die Uni bringen.“ Jurastudentin Markard verwies auf die Inhalte der heute stattfindenden (10 Uhr, Hörsaal 1a, Rostlaube) „Exmatrikulationsfeierlichkeit – ein kritischer Hochschultag“: Die Kommilitonen sollen über den Abbau kritischer Wissenschaften an der FU nachdenken. Am Abend sind Vorträge bekennender Marxisten wie Elmar Altvater und Wolfgang Fritz Haug geplant. Haug war bis vor kurzem Philosophieprofessor an der FU, Altvater lehrte bei den Politologen. Die Wiederbesetzung ihrer Lehrstühle steht angesichts der Schrumpfung der FU freilich in den Sternen.
Eigentlicher Hintergrund der juristischen Spiegelfechtereien ist wohl ein anderer. Präsident Gaehtgens ist mächtig sauer, dass der Hauptredner seiner Immatrikulationsfeierlichkeiten, der ehemalige BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel, zum Semesterbeginn Ziel eines Tortenwurfes wurde. Henkel bekam zwar keine Sahne ins Gesicht, aber dem Chef der Uni war die Aktion genauso peinlich wie die Trillerpfeifen, die den Vortrag des Industrielobbyisten begleiteten. Daher forderte Gaehtgens den Asta jetzt auch auf, „ein geordnetes Ende“ des kritischen Hochschultages zu gewährleisten.
Der Asta ärgert sich über die plumpen bürokratischen Vorwände, „mit denen bestimmte Inhalte von der Uni ferngehalten werden“. Gerade hat der Asta versucht, für die international besetzte Konferenz „Geist gegen Gene“ Räume zu bekommen. An der Konferenz nimmt auch die UN-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson teil. Die FU-Verwaltung konnte aber bislang für Ende Juni keinen adäquaten Raum offerieren – weil angeblich alles ausgebucht ist an der 40.000-Studenten-Uni. CIF
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