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Nur ein paar Monate Knast

Wegen des Angriffs auf den Gendarmen Daniel Nivel wurde der deutsche Hooligan Markus Warnecke in Frankreich zu fünf Jahren Haft verurteilt. Er wird bald frei sein

PARIS taz ■ Schuldig, aber nicht zu sehr. Mit einem solcherart ausgewogenen Urteilsspruch endete am Dienstagabend das Schwurgerichtsverfahren gegen Markus Warnecke in der nordfranzösischen Stadt Saint Omer. Der Hooligan aus Hannover wurde wegen seiner zentralen Rolle bei der Lynchszene gegen den Gendarmen Daniel Nivel während der Fußballweltmeisterschaft 1998 zu fünf Jahren Gefängnis sowie einem zehnjährigen Landesverbot für Frankreich verurteilt. Der Staatsanwalt hatte zehn Jahre Gefängnis gefordert.

Der seit der Tat am 21. Juni 1998 inhaftierte Warnecke kann sich darauf einstellen, im Rahmen der in Frankreich üblichen vorzeitigen Entlassung binnen weniger Monate als freier Mann nach Deutschland reisen zu dürfen. Über die Schadensersatzforderung von Familie Nivel an Warnecke und vier bereits in Essen verurteilte deutsche Hooligans wird demnächst ein französisches Zivilgericht entscheiden.

Warnecke hat bis zuletzt bestritten, an den Tritten und Schlägen gegen Nivel beteiligt gewesen zu sein. Mehrere Augenzeugen der Tat sowie die beiden ebenfalls verletzten Kollegen Nivels hingegen beteuern, Warnecke als einen der Anführer identifizieren zu können. Die Verteidigung stützte sich vor allem darauf, dass Warnecke auf den von Hooligans gemachten Fotos von der Lynchszene nicht zu sehen ist. Sie machte auch Widersprüche bei den Aussagen von Augenzeugen geltend, die die gewalttätige Szene mit rund 30 beteiligten jungen deutschen Männern aus nächster Nähe beobachtet hatten.

Hinderlich für das Schwurgericht in Saint Omer war auch, dass sämtliche Tatbeteiligte aus Deutschland eine Zeugenaussage vor dem französischen Gericht verweigerten. Auch Nivel half nicht weiter. Er kann seit dem Angriff nicht mehr sprechen. Eine Erinnerung an jenen Tag hat er nicht. DOROTHEA HAHN

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