: Klar: Der Feind war der Täter
Kongos Generalstaatsanwalt beschuldigt Kongos Rebellen des Komplotts zur Ermordung Laurent Kabilas im Januar. Sein Bericht lässt mehr Fragen offen, als er Antworten gibt
BERLIN taz ■ Der Generalstaatsanwalt der Demokratischen Republik Kongo, Lubonge Kibinda Ngoy, hat am Mittwoch Kongos Rebellen sowie deren Unterstützer Ruanda und Uganda für die Ermordung des früheren Präsidenten Laurent-Désiré Kabila am 16. Januar dieses Jahres verantwortlich gemacht. Bei der Vorlage des Berichts einer Untersuchungskommission über Kabilas Ermordung sagte Ngoy, das Attentat auf den Präsidenten sei Ergebnis eines „Putschkomplotts“ dieser Kräfte gewesen.
„Ausländische Mächte und Geheimdienste waren am Komplott und am Mord beteiligt. Unter diesen Ländern hat die Kommission Uganda, Ruanda und die RCD-Rebellen identifiziert.“ Der Putsch sei vereitelt worden, als Laurent Kabilas Mörder – ein Leibwächter – erschossen wurde.
Die eindeutige Schuldzuweisung in Richtung des Kriegsgegners war logisch, denn in der Untersuchungskommission, die nach der Ermordung Laurent Kabilas durch seinen Sohn und Nachfolger Joseph Kabila eingesetzt wurde, saßen neben Kongolesen auch Vertreter von Kabilas militärischen Verbündeten Angola, Namibia und Simbabwe. Hinweise auf deren mögliche Verstrickung waren von dieser Untersuchung daher nicht zu erwarten, obwohl nach dem 16. Januar weithin über eine Mitverantwortung des mit Laurent Kabila unzufriedenen Angola an dessen Ermordung spekuliert wurde.
Mit keinem Wort erwähnt der Bericht den proangolanischen Oberst Eddy Kapend, der nach Laurent Kabilas Tod als Erster im Fernsehen auftrat. Kapend war später von Augenzeugen als der Mörder des angeblich für Kabilas Tötung verantwortlichen Leibwächters genannt worden. Seine Rolle blieb unklar, schließlich kam er in Haft und sitzt bis heute im Gefängnis.
„Der Putsch wurde am 10. Januar von einer Koalition ausländischer Mächte und engen Mitarbeitern des Präsidenten in Kinshasa sowie der Hauptstadt eines Nachbarlandes geplant“, sagte Ngoy weiter. Um welches Nachbarland es sich handelt, sagte er nicht. Während der Untersuchung waren Verdächtigungen laut geworden, der Putschversuch sei in Brazzaville vorbereitet worden, der gegenüber von Kinshasa am anderen Ufer des Kongo-Flusses liegenden Hauptstadt der benachbarten Republik Kongo, dieeng mit Angola verbündet ist.
Der Bericht ist nicht das letzte Wort. Ursprünglich hätte am 17. Mai, Jahrestag der Machtergreifung Laurent Kabilas 1997, bereits ein Abschlussbericht veröffentlicht werden sollen. An diesem Tag aber sagte Präsident Joseph Kabila, es gebe „Verzögerungen“, weil „gewisse Personen, die unter Verdacht stehen, auf der Flucht sind“. Daher werde nur ein „vorläufiger Bericht“ veröffentlicht werden. Nach Angaben der Zeitung Le Palmarès in Kinshasa geht es bei der „Verzögerung“ um die Flucht des Majors Bora Uzima aus dem Militärgefängnis nach Belgien.
In ersten Reaktionen wiesen Uganda, Ruanda und Kongos Rebellen den Bericht zurück. Ruandas Regierung sagte, es seien keine Beweise vorgelegt worden. Ugandas Regierung erklärte: „Wir glauben nicht an Attentate als politische Botschaften. Unsere eigenen Gegner haben wir auch nie umgebracht.“ Die RCD-Rebellen nannten den Bericht „völligen Blödsinn“.
DOMINIC JOHNSON
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