zahl der woche: Boom mit weißer Weste: Sicherheitsfirmen
Profit statt Prügel
von HEIDE PLATEN
Die Rambos aus der U-Bahn wollen sie nicht mehr sein. Mit den berüchtigten „Schwarzen Sheriffs“, in den 70er- und 80er-Jahren berüchtigt für ihre Übergriffe auf Passanten im Münchner U-Bahn-System, habe die Branche nichts mehr zu tun, beteuerte Rolf Wackerhagen, Präsident beim Bundesverband Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen diese Woche. Das Personal sei qualifizierter und komme auch aus der Bundeswehr und der Polizei. Das Durchschnittsalter der Angestellten liege bei 40 Jahren, das Image der Branche habe sich sehr gebessert.
Das muss auch so sein. Denn nur mit sauberer Weste kann die Branche der „modernen Dienstleistungsunternehmen“ boomen. Sechs Milliarden Mark setzten die 2.500 Unternehmen im letzten Jahr um. Über 30 Werksschutzschulen bieten mittlerweile Aus- und Fortbildungen an, über 90 Prozent der rund 140.000 Beschäftigten sind sozialversicherungspflichtig angestellt. Die Berufe „Werkschutzfachkraft“ und Sanitäter unterlägen ohnehin der Prüfung durch die Industrie- und Handelskammer, sagte Wackerhagen. Bedenken der Gewerkschaft der Polizei (GdP) zur Qualifikation gingen deshalb „an der Sache vorbei“.
Der Markt für die privaten Security-Dienste soll weiter wachsen. Große Aufgaben der Zukunft, so Wackerhagen, seien die Bewachung der Geldtransporte beim Euro-Umtausch und die Privatisierung von Dienstleistung in Gefängnissen. Wann allerdings das erste Gefängnis privat überwacht werden könne, das stehe noch „in den Sternen“. Es müsse abgewartet werden, bis der politische Streit in den Bundesländern ausgetragen sei. Private Wachdienste seien nicht nur effizienter und billiger, sondern könnten ohne die „starren Vorgaben“ des Beamtenrechtes auch mehr „lebenserfahrene“ ältere Bedienstete und Ausländer einstellen, warb Wackerhagen um einen neuen Markt. Beides könne in Gefängnissen deeskalierend wirken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen