: Ex-Freundin erstochen, Sohn in Zug ausgesetzt
■ 34-jähriger Tatverdächtiger aus Bremen am Flughafen Hannover festgenommen
Zwei leere Geldkassetten am Flughafen Hannover, ein allein im Zug fahrender Zweijähriger bei Minden, ein herrenloser Hund am Bahnhof Verden und der Mord an einer 30-jährigen Frau in Bremen: Aus diesen scheinbar nicht zusammen gehörenden Ereignissen in der Nacht zum Samstag hat sich für die Bremer Polizei nach und nach das Bild eines Familiendramas mit tragisch-kuriosen Zügen ergeben. „Das ist ein absolut unglaublicher Fall“, sagte ein Polizeisprecher.
Dabei hat ein 34 Jahre alter Bremer zunächst vermutlich bereits am späten Freitagabend seine Ex-Freundin in ihrer Gröpelinger Wohnung erstochen und ist dann mit dem gemeinsamen zweijährigen Sohn und dem Hund der Familie per Zug Richtung Hannover geflüchtet. Dort setzte er den Kleinen allein in einen Zug Richtung Minden, wo ihn ein BGS-Beamter in seine Obhut nahm. Der 34-Jährige wurde am Samstagmorgen am Flughafen Hannover festgenommen, nachdem die Leiche der 30-Jährigen in der Bremer Wohnung entdeckt und sich ein Tatverdacht ergeben hatte.
Einen ersten Hinweis auf das Verbrechen gaben zwei fast leere Geldkassetten, die vom Reinigungspersonal am Flughafen Hannover gefunden wurden. Sie enthielten die Telefonnummer der 22 Jahre alten Schwester des Mordopfers. Nach einem Anruf der Polizei bei ihr gegen 5.00 Uhr morgens entdeckte sie im Schlafzimmer der im gleichen Mehrfamilienhaus gelegenen Wohnung der Schwester deren blutüberströmte Leiche. Im Nachbarzimmer lag schlafend eine fünfjährige Tochter der Toten aus einer früheren Beziehung. Von dem zweijährigen Sohn und dem ebenfalls in einer anderen Wohnung des Mehrfamilienhauses lebenden 34-Jährigen fehlte aber jede Spur.
Den sofort bundesweit zur Fahndung ausgeschriebenen Tatverdächtigen spürte die Polizei gegen 6.20 Uhr am Flughafen Hannover in der Nähe des Fundortes der Geldkassetten auf, die nur einen kleinen Betrag enthalten hatten. Er habe sich ohnehin stellen wollte, erklärte der 34-Jährige. Ob er sich per Flugzeug absetzen wollte, ist noch ebenso unklar wie das Tatmotiv und warum er den kleinen Sohn allein in den Zug setzte. „Bei dem Mann muss irgendwann etwas ausgerastet sein“, meinte ein Polizeisprecher. Die Ermittlungen dauerten am Wochenende an.
Den kleinen Sohn Nico brachte der BGS-Beamte noch am Morgen zu seiner 22 Jahre alten Tante nach Bremen. Der herrenlos umherirrende Hund der Familie war bereits gegen 1.00 Uhr am Bahnhof Verden eingefangen und dort in ein Tierheim gebracht worden. dpa/taz
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