Multimedia in Bremen? „Eher schlecht“

■ Umfrage bei Bremens Multimedia-Unternehmern: „Standort Bremen“ wird negativ bewertet. Das kulturelle Angebot ist gut, aber es fehlt am „kreativen Klima“ – und an Nachfrage.

Im Rahmen einer Studie über die Multimedia-Branche in Bremen hat die Bremer Arbeitnehmerkammer die Unternehmen befragt, wie sie selbst den Standort Bremen bewerten. „Ziel war herauszufinden, was die Unternehmen selbst für wichtig, was sie von sich aus für Vorteile und Nachteile des Standortes halten“, schreiben die Autorinnen Beatrix Wupperman und Charlotte Dorn. 53 Untenehmen haben zu diesem Komplex Antworten gegeben. Ganz überwiegend beklagen sie das „schlechte Image“ des Standortes. Die lokale und regionale Nachfrage nach Multimedia-Dienstleistungen sei eben „schlecht bis sehr schlecht“.

Die große Mehrzahl der Multimedia-Unternehmer leitet kleine Firmen und findet an die 60 Prozent ihrer Kunden in der Region. Für eine große überregionale Nachfrage habe „Bremen kein Image als Multimedia-Standort, es sei keine Medienstadt, es sei durch eine Medienmonokultur geprägt, und es fehle das kreative Umfeld“, fasst die Studie die Antworten zusammen. Dieses Meinungsbild habe auch die letzte Umfrage der Kammer, die 1997 bei den Geschäftsleitungen der bremischen Dienstleistungs-Unternehmen durchgeführt wurde, ergeben, heißt es in der aktuellen Studie.

Im Einzelnen bewerten nur zehn Prozent der Antworten bei der Umfrage Bremens Image als Medienstandort als „eher gut“, 88 Prozent verteilen sich auf „mittelmäßig“ bis „sehr schlecht“. Ähnliche Ergebnisse gibt es bei der Frage, wie das „kreative Umfeld“ in Bremen bewertet wird. „Die Existenz einer entsprechenden Szene ist ein nicht unbedeutender Standortfaktor“ und spiele auch bei der Wahl von Standorten für Unternehmen eine große Rolle, erinnert die Studie. Offensichtlich bezieht sich das negative Urteil nicht auf das allgemeine bremische Kultur- und Freizeitangebot: Bremens Kulturangebot finden 41 Prozent der Untenehmen sogar „eher gut“, das Freizeit-Angebot schneidet noch besser ab: 49 Prozent finden es „eher gut“. Bremen hatte darauf gesetzt, dass sich ein „kreatives Umfeld“ im Technologiepark rund um die Universität entwickelt. Die Unternehmen sehen dies ganz anders: „Nur vier Prozent der Unternehmen sehen die Universitätsnähe für sich als notwendig an.“ Und auch das isolierte Zentrum für Multimedia und eCommerce (ZmeC) in Bremen-Horn „erfreut sich keiner großen Beliebtheit“, heißt es in der Studie. Offenbar sei die „gepflegte Kneipe nach Feierabend für die Multimediaunternehmen deutlich wichtiger“ als die Nähe zur Uni, die grüne Wiese hinter der Autobahn, von der Bremer CDU als Technologiepark-Erweiterung favorisiert, keine Alternative zum „kreativen menschlichen Umfeld“ in der Stadt.

Die „Infrastruktur der Stadt“ finden denn auch 27 Prozent der Befragten als „eher gut“, 33 Prozent als immerhin „mittelmäßig“. Ebenso gut sieht die Bewertung des Büroflächen-Angebotes aus. 1997 hatte eine Befragung ergeben, dass die Dienstleistungsunternehmen die Pläne zu einer Bebauung des Remberti-Kreisels für sehr interessant hielten , das Projekt „Büropark Oberneuland“ dagegen weniger. Während auf der grünen Wiese am Stadtrand hinter Oberneuland inzwischen gebaut werden kann, ist am innerstädtischen Remberti-Kreisel immer noch nichts passiert.

Interessant sind auch die Urteile der Unternehmer über die staatliche Wirtschaftsförderung: 28 Prozent finden die Förderung „sehr schlecht“, 22 Prozent „eher schlecht“, 29 Prozent „mittelmäßig“. Die Studie geht der Frage nach, ob vor allem diejenigen Unternehmen die Wirtschaftsförderung schlecht finden, die nichts abbekommen haben. Ergebnis: Von denen, die keine Förderung erhalten haben, also keine eigenen Erfahrungen mit den Förder-Institutionen gemacht haben, finden 16 Prozent die Förderpolitik „eher gut“. Von denen, die Förderung erhalten haben, finden nur elf Prozent die bremische Förderpolitik „eher gut“. Insgesamt fällt die Beurteilung der Förderung bei denen, die Geld bekommen haben, insgesamt nur leicht besser aus als bei denen, die keine Fördergelder erhielten. Die Kooperation mit der Verwaltung beurteilten 85 Prozent der Unternehmen „mittelmäßig“ bis „sehr schlecht“, nur 12 Prozent „eher gut“, drei Prozent „sehr gut“.

„Die Ergebnisse decken sich mit den Resultaten früherer Untersuchungen, und sie zeigen wieder einmal deutlich den Handlungsbedarf auf“, schlussfolgern die Autorinnen der Studie. K.W.

Gegen eine Schutzgebühr von 10 Mark ist die Studie zu haben bei: Arbeitnehmerkammer, Bürgerstraße 1. 28195 Bremen