piwik no script img

Albaner wieder auf der Flucht

Neue Kämpfe im Norden Makedoniens. Menschenrechtsorganisation kritisiert Misshandlungen. Spitzen einer Polizeieinheit wegen Befehlsverweigerung gefeuert

SKOPJE afp/af ■ Wegen neuer Kämpfe zwischen Albanerrebellen und Armee sind gestern Hunderte albanische Zivilisten aus ihren Dörfern in Nordmakedonien geflohen. Wie das makedonische Fernsehen berichtete, verließen über 250 Menschen die Orte Nikustak und Vistica, die bisher von Kämpfen verschont geblieben waren.

Ein Bewohner von Vistica sagte, sie seien vor dem Beschuss durch Mörsergranaten geflohen. Aus Matejce westlich von Kumanovo flohen 40 Albaner. Nach ihren Angaben kontrolliert die „Nationale Befreiungsarmee“ (UÇK) einen Teil des Ortes. Nach Fernsehberichten hatten sich die UÇK und Soldaten dort in der Nacht heftige Gefechte geliefert.

Verteidigungsminister Vlado Buckovski betonte, die Behörden bemühten sich, die Zivilbevölkerung aus der umkämpften Region zu evakuieren. Die Armee wirft den Rebellen vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde in ihren Dörfern festzuhalten.

Nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch (HRW) sind in Makedonien Albaner möglicherweise von Sicherheitskräften der Regierung misshandelt worden. Die Gruppe habe eine Reihe von Fällen aufgenommen, in denen Männer, Frauen und Jugendliche geschlagen worden seien, sagte Peter Bouckaert von HRW. Seine Organisation sei sehr besorgt.

Unterdessen setzte Innenminister Ljube Boskovski die Spitze einer Polizei-Sondereinheit ab. Ein Ministeriumssprecher sagte, die Verantwortlichen seien entlassen worden, weil sie den Einmarschbefehl in von der UÇK besetzte Dörfer nicht ausgeführt hätten. Die Polizisten begründeten ihre Weigerung damit, dass die Sicherheit ihrer Männer nicht gewährleistet gewesen sei.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen