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Echte Fachleute

■ Beirat soll Akzeptanz für den Heroin-Modellversuch schaffen

Ein Beirat aus VertreterInnen gesellschaftlicher Gruppen will in Hamburg für die kontrollierte Abgabe von Heroin an Abhängige werben. Die Akzeptanz für das geplante Modellprojekt soll erhöht werden, sagte Gesundheitssenatorin Karin Roth (SPD) gestern. Dem Beirat gehören unter anderem Bischöfin Maria Jepsen, der frühere Bürgermeister Henning Voscherau, Polizeipräsident Justus Woydt und Ärztekammer-Präsident Frank Ulrich Montgomery an.

„Nichts darf unversucht bleiben, damit Heroinabhängige ihre Chance erhalten, dem Kreislauf von Konsum und Kriminalität zu entkommen“, sagte Jepsen. Montgomery betonte, die Heroinvergabe sei ein weiteres Therapieangebot und solle keine anderen Therapien ersetzen: „Auch die Prävention darf nicht vernachlässigt werden.“ Nach Einschätzung von Polizeipräsident Woydt wird durch die neuartige Behandlung auch die Drogenkriminalität sinken. Die Abhängigen müssten die Drogen nicht mehr illegal beschaffen.

In der Hansestadt sollen im Rahmen des bundesweiten Projekts rund 230 Schwerstabhängige Heroin erhalten. Der erste von der Behörde avisierte Standort für eine Heroinambulanz im Stadtteil Hohenfelde ist am Widerstand der AnwohnerInnen gescheitert. Die wollten das Projekt nicht in der eigenen Nachbarschaft haben. Mitte Mai hatte die Behörde bekanntgegeben, sich für die „Drogenambulanzen Hamburg“, eine Tochtergesellschaft des „Landesbetriebes Krankenhäuser (LBK)“, als Trägerin entschieden zu haben. Wo diese die Heroinabgaben eröffnen wird, steht noch nicht fest.

Auch wann der Modellversuch starten wird, ist noch unsicher. Zuvor muss noch die Hamburger Ethik-Kommission und das Bundesinstitut für Arzneimittelforschung grünes Licht geben.

Nach Angaben der Drogenbeauftragten des Senats, Christina Baumeister, wird das Modellprojekt der Hansestadt jährlich zwischen acht und zehn Millionen Mark kosten. lno/ee

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