: Mit Haut und Haaren integrieren
betr.: „Kein schlimmer Land in dieser Zeit“, taz vom 26./27. 5. 01
Schlimm sind jene, in diesem Fall etliche Bayern, die bei der Siegesfeier des FCB den sichtlich irritierten Sammy Kuffour dazu nötigten das Liedchen „netterweise“ schon vereinfacht, „Ich liebe deutsche Land ... tra, la, la“ anzustimmen. Nötigung deshalb, weil er etwa 30.000 Fanatiker und ein Mikro vor der Nase sowie den gesamten Bayern-Adel samt Familie hinter sich hatte. Dies diente wohl vor allem dem Zweck, noch einmal klarzustellen, wie sich ein Mensch aus einem anderen Land in die deutsche Gesellschaft zu integrieren hat, mit Haut und Haaren, als ob die bescheuerte Weißbier-Plämperei nicht schon schlimm genug wäre.
Herr Kuffour hat es dann getan. Aus Angst vor Abschiebung oder vor der Verbannung auf die Ersatzbank?
Mir lief es jedenfalls kalt den Rücken runter, denn diese nach außen hin vielleicht putzige Einlage beinhaltete für mich puren Rassismus und den perversen und gefährlichen Drang, den ausländischen Mitbürger nur zu dulden, wenn er (sie) seine eigene Identität komplett aufgibt und sich 100 Prozent der „deutschen Leitkultur“ und Gesellschaft unterordnet und sich bestenfalls noch öffentlich dazu bekennt.
Zum Schluss sollte ich noch einen Ausblick wagen. Doch bleibt für mich nur ein Motto: Wachsam bleiben!
CHRISTIAN MATULL, Halle (Saale)
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